OTC-Allergiemittel: So wählen Sie das richtige Antihistaminikum und die richtige Dosis

OTC-Allergiemittel: So wählen Sie das richtige Antihistaminikum und die richtige Dosis
Henriette Vogelsang 7 November 2025 0 Kommentare

Wenn Sie im Herbst oder Frühjahr ständig niesen, juckende Augen haben oder eine laufende Nase nicht loswerden, dann sind Sie nicht allein. In Deutschland leiden Millionen Menschen unter saisonalen Allergien - und die meisten greifen zu OTC-Allergie-Medikamenten. Doch zwischen Zyrtec, Claritin, Allegra und Benadryl zu wählen, ist nicht einfach. Was hilft wirklich? Welches Medikament lässt Sie am Tag wach und konzentriert? Und warum funktioniert das eine für Ihren Nachbarn, aber nicht für Sie?

Was machen Antihistaminika eigentlich?

Allergien entstehen, wenn Ihr Körper eine unschuldige Substanz wie Pollen, Staub oder Tierhaare als Bedrohung sieht. Dann schüttet er Histamin aus - ein Chemikalie, die Juckreiz, Schleimproduktion und Entzündungen auslöst. Antihistaminika blockieren diese Wirkung. Sie sind keine Heilung, aber eine wirksame Notfall- und Dauerlösung. Die meisten OTC-Medikamente sind entweder erste oder zweite Generation. Der Unterschied ist entscheidend.

Erste Generation: Schnell, aber schläfrig

Diphenhydramin (z. B. Benadryl) und Chlorpheniramin (Chlor-Trimeton) gehören zur ersten Generation. Sie wirken schnell - oft innerhalb von 15 bis 30 Minuten. Das macht sie ideal für akute Reaktionen, etwa wenn Sie plötzlich eine starke allergische Reaktion auf einen Hund haben. Aber sie kreuzen die Blut-Hirn-Schranke. Das bedeutet: Sie wirken nicht nur auf die Nase und die Augen, sondern auch auf Ihr Gehirn. Etwa die Hälfte der Nutzer fühlt sich danach schwer, benommen oder müde. Eine Studie aus dem Journal of Allergy and Clinical Immunology aus 2019 bestätigt: 50 % der Menschen, die Benadryl nehmen, sind am Tag nicht mehr leistungsfähig. Die Wirkung hält nur 4 bis 6 Stunden an - das heißt, Sie müssen alle paar Stunden eine neue Tablette nehmen. Für Berufstätige, Fahrer oder Schüler ist das keine Option.

Zweite Generation: Lang wirksam, kaum schläfrig

Die zweite Generation ist das, was die meisten heute nehmen: Cetirizin (Zyrtec), Loratadin (Claritin) und Fexofenadin (Allegra). Sie wurden in den 1980er und 90er Jahren entwickelt, um genau das Problem der ersten Generation zu lösen: Schlafigkeit. Sie bleiben größtenteils außerhalb des Gehirns. Das Ergebnis? Weniger Nebenwirkungen, aber genauso gute Wirkung - oft sogar bessere.

Die Wirkdauer liegt bei bis zu 24 Stunden. Das heißt: eine Tablette am Morgen, und Sie sind den ganzen Tag beschützt. Die Anfangswirkung dauert etwas länger - 1 bis 3 Stunden - aber dafür müssen Sie nicht ständig nachdosen. Die FDA hat diese Medikamente als sicher und wirksam für OTC-Verkauf zugelassen, und sie machen heute 78 % des gesamten Allergie-Marktes in den USA aus.

Drei antihistaminische Wesen kämpfen in einer magischen Landschaft, symbolisch für ihre Wirkung und Nebenwirkungen.

Zyrtec vs. Claritin vs. Allegra: Wer gewinnt?

Es gibt keinen Sieger, der für alle passt. Aber es gibt klare Unterschiede, die helfen, die richtige Wahl zu treffen.

  • Zyrtec (Cetirizin): Wirkt am schnellsten - oft schon nach einer Stunde. Es ist auch das stärkste in der Symptomlinderung: Eine Meta-Analyse aus dem Annals of Allergy, Asthma & Immunology zeigte, dass Zyrtec bei mittelschweren bis schweren Allergien 23 % besser wirkt als Claritin. Aber: Es verursacht bei 10-15 % der Nutzer leichte Schläfrigkeit. Wer abends stark juckende Augen hat, profitiert davon. Wer tagsüber arbeitet, sollte vorsichtig sein.
  • Claritin (Loratadin): Das ist das mildeste. Es ist fast nicht schläfernd - nur 5-10 % der Nutzer berichten von Müdigkeit. Aber es ist auch das schwächste. Ein Allergologe von Dartmouth Health sagte 2023: „Claritin ist das schwächste und wirkt nur leicht besser als ein Placebo.“ Es ist gut für leichte Allergien, aber bei starken Symptomen versagt es oft. Viele Nutzer auf Amazon schreiben: „Funktioniert nicht bei meinen schweren Allergien.“
  • Allegra (Fexofenadin): Dieses Medikament kreuzt die Blut-Hirn-Schranke gar nicht. Es ist das wenigst-schläfernde aller OTC-Antihistaminika - nur 2-5 % der Nutzer fühlen sich benommen. Es wirkt etwas langsamer als Zyrtec, aber es ist ideal für den Tag. Es ist besonders gut für Menschen, die Autofahren, Maschinen bedienen oder sich konzentrieren müssen. Es ist auch die beste Wahl, wenn Sie andere Medikamente einnehmen, denn es hat kaum Wechselwirkungen.

Ein Vergleich der Patientenbewertungen auf Drugs.com zeigt: Zyrtec hat die höchste Wirksamkeitsbewertung (7,3/10), aber auch die meisten Nebenwirkungen. Claritin liegt bei 6,4/10 - niedriger, aber sicherer. Allegra liegt mit 6,9/10 genau in der Mitte - gut wirksam, kaum Nebenwirkungen.

Was ist mit Kombinationspräparaten wie Zyrtec-D oder Claritin-D?

Wenn Ihre Nase verstopft ist, dann reicht ein Antihistaminikum oft nicht. Dann brauchen Sie einen Abschwellstoff - meist Pseudoephedrin. Diese Kombipräparate wie Zyrtec-D, Claritin-D oder Allegra-D sind sehr wirksam: Eine Studie aus dem Rhinology Journal zeigte, dass sie die Nasenverstopfung um 42 % besser lindern als alleinige Antihistaminika. Aber: Pseudoephedrin erhöht den Blutdruck um durchschnittlich 3-5 mmHg. Es kann Herzrasen, Unruhe oder Schlafstörungen verursachen. Deshalb müssen Sie diese Medikamente hinter der Theke abholen - Sie brauchen einen Ausweis und Ihre Kaufmenge ist begrenzt. Wenn Sie Bluthochdruck, Herzprobleme oder Schilddrüsenprobleme haben, sollten Sie diese Präparate meiden. Auch bei Kindern und Schwangeren sind sie nicht empfohlen.

Was Sie sonst noch wissen müssen

Ein paar praktische Tipps, die viele nicht kennen:

  • Grapefruitsaft verhindert die Wirkung von Allegra. Eine Studie aus dem Jahr 2003 zeigte: Grapefruitsaft reduziert die Aufnahme von Fexofenadin um 33 %. Trinken Sie also keinen Saft, wenn Sie Allegra nehmen.
  • Essen verringert die Wirkung von Zyrtec. Wenn Sie Zyrtec mit einer Mahlzeit einnehmen, wird die Aufnahme um 15 % reduziert. Nehmen Sie es am besten nüchtern.
  • Die Dosis ist wichtig. 10 mg Cetirizin pro Tag ist die empfohlene Höchstdosis. Mehr bringt nicht mehr Wirkung - nur mehr Schläfrigkeit. Die FDA warnt: Überdosierung erhöht das Risiko für Benommenheit um 40 %.
  • Geben Sie es Zeit. Viele Menschen probieren ein Medikament einen Tag aus und geben es auf. Aber Allergie-Medikamente brauchen 7 bis 10 Tage, um ihre volle Wirkung zu entfalten. Konsistenz ist entscheidend.
Mystische Apotheke mit drei magischen Elixieren für Allergien, dargestellt als kristallene Flaschen in einem pollenreichen Wald.

Was sagen Experten?

Die Leitlinien der American Academy of Allergy, Asthma & Immunology aus 2022 empfehlen: Beginnen Sie mit Cetirizin oder Fexofenadin. Beide gelten als erste Wahl. Loratadin ist eine zweite Option - besonders wenn Sie andere Medikamente einnehmen, denn es hat weniger Wechselwirkungen. Der US-amerikanische Arzt Dr. Sarah Taylor-Black sagt klar: „Allegra ist wahrscheinlich Ihre beste Wahl, weil es nicht ins Gehirn kommt.“ Und Dr. Purvi Parikh vom Asthma and Allergy Foundation of America ergänzt: „Zyrtec wirkt schneller - aber macht schläfrig.“

Die britische NHS sagt hingegen: „Es gibt kaum Beweise, dass ein Antihistaminikum besser ist als das andere.“ Das ist wahr - aber nur, wenn man die Daten grob betrachtet. Die Unterschiede in Wirksamkeit und Nebenwirkungen sind statistisch signifikant. Es geht nicht um „besser“ oder „schlechter“ - es geht um „für Sie“.

Was tun, wenn nichts hilft?

Wenn Sie zwei verschiedene zweite-Generation-Antihistaminika ausprobiert haben - etwa Zyrtec und Allegra - und immer noch starke Symptome haben, dann ist es Zeit, einen Allergologen aufzusuchen. Die Leitlinien von 2023 sagen jetzt klar: Versuchen Sie zwei OTC-Medikamente, bevor Sie auf Rezept-Medikamente wechseln. Denn die OTC-Optionen sind heute so gut, dass nur noch 8 % aller Allergie-Patienten ein Rezept brauchen. Die meisten können mit den OTC-Mitteln gut leben.

Was kommt als Nächstes?

In den letzten Jahren hat sich der Markt verändert. Die Pollensaison in Deutschland und den USA ist seit 1990 um 16 Tage länger geworden - laut einer Studie in den Proceedings of the National Academy of Sciences. Das bedeutet: Wir brauchen Allergie-Medikamente länger. 2023 wurde eine neue Form von Allegra mit verlängerter Wirkung auf den Markt gebracht. Auch erste Nasensprays mit Kombination aus Antihistaminikum und Abschwellstoff sind jetzt OTC erhältlich. Und Forscher arbeiten an dritten Generationen wie Bilastin - die in 15 Minuten wirken und überhaupt nicht schläfrig machen. Aber diese sind in den USA noch nicht als OTC zugelassen. Sie bleiben vorerst Rezeptpflichtig.

Was bleibt? Die Wahl ist heute größer und besser als je zuvor. Sie müssen nicht mehr leiden. Sie müssen nur wissen, welches Medikament zu Ihrem Leben passt.

Welches Antihistaminikum ist am besten für den Tag?

Für den Tag ist Allegra (Fexofenadin) die beste Wahl. Es ist das wenigst-schläfernde Antihistaminikum auf dem Markt - nur 2-5 % der Nutzer berichten von Müdigkeit. Es kreuzt nicht die Blut-Hirn-Schranke, hat kaum Wechselwirkungen und wirkt 24 Stunden. Ideal für Fahrer, Berufstätige oder Schüler.

Welches Antihistaminikum hilft am schnellsten?

Zyrtec (Cetirizin) wirkt am schnellsten - oft schon nach einer Stunde. Es ist auch das wirksamste bei schweren Symptomen. Aber es verursacht bei 10-15 % der Nutzer Schläfrigkeit. Es ist besser für den Abend oder wenn Sie nicht arbeiten müssen.

Warum funktioniert Claritin nicht bei mir?

Claritin (Loratadin) ist das mildeste und schwächste Antihistaminikum. Es ist gut für leichte Allergien, aber bei mittelschweren bis schweren Symptomen wie starkem Niesen, juckenden Augen oder verstopfter Nase wirkt es oft nicht ausreichend. Viele Nutzer berichten, dass es „nicht für ihre schweren Allergien“ hilft. Probieren Sie Zyrtec oder Allegra statt dessen.

Kann ich Zyrtec und Allegra zusammennehmen?

Nein. Sie sollten niemals zwei Antihistaminika gleichzeitig einnehmen. Das erhöht das Risiko von Nebenwirkungen wie Schläfrigkeit, trockenem Mund oder Herzrhythmusstörungen. Wenn ein Medikament nicht wirkt, warten Sie 24 Stunden und probieren Sie ein anderes - aber nicht beide zusammen.

Sollte ich ein Präparat mit Abschwellstoff nehmen?

Nur, wenn Ihre Nase stark verstopft ist. Präparate wie Zyrtec-D oder Claritin-D enthalten Pseudoephedrin, das den Blutdruck erhöht. Wenn Sie Bluthochdruck, Herzprobleme oder Schilddrüsenprobleme haben, meiden Sie diese Produkte. Für die meisten Menschen reicht ein reines Antihistaminikum.

Wie lange dauert es, bis ein Antihistaminikum wirkt?

Erste Generation (wie Benadryl) wirkt in 15-30 Minuten. Zweite Generation (Zyrtec, Claritin, Allegra) braucht 1-3 Stunden, bis sie ihre volle Wirkung entfaltet. Geben Sie Ihrem Körper 7-10 Tage, um zu sehen, ob das Medikament wirklich hilft - besonders bei chronischen Allergien.