Wenn Sie im Herbst oder Frühjahr ständig niesen, juckende Augen haben oder eine laufende Nase nicht loswerden, dann sind Sie nicht allein. In Deutschland leiden Millionen Menschen unter saisonalen Allergien - und die meisten greifen zu OTC-Allergie-Medikamenten. Doch zwischen Zyrtec, Claritin, Allegra und Benadryl zu wählen, ist nicht einfach. Was hilft wirklich? Welches Medikament lässt Sie am Tag wach und konzentriert? Und warum funktioniert das eine für Ihren Nachbarn, aber nicht für Sie?
Allergien entstehen, wenn Ihr Körper eine unschuldige Substanz wie Pollen, Staub oder Tierhaare als Bedrohung sieht. Dann schüttet er Histamin aus - ein Chemikalie, die Juckreiz, Schleimproduktion und Entzündungen auslöst. Antihistaminika blockieren diese Wirkung. Sie sind keine Heilung, aber eine wirksame Notfall- und Dauerlösung. Die meisten OTC-Medikamente sind entweder erste oder zweite Generation. Der Unterschied ist entscheidend.
Diphenhydramin (z. B. Benadryl) und Chlorpheniramin (Chlor-Trimeton) gehören zur ersten Generation. Sie wirken schnell - oft innerhalb von 15 bis 30 Minuten. Das macht sie ideal für akute Reaktionen, etwa wenn Sie plötzlich eine starke allergische Reaktion auf einen Hund haben. Aber sie kreuzen die Blut-Hirn-Schranke. Das bedeutet: Sie wirken nicht nur auf die Nase und die Augen, sondern auch auf Ihr Gehirn. Etwa die Hälfte der Nutzer fühlt sich danach schwer, benommen oder müde. Eine Studie aus dem Journal of Allergy and Clinical Immunology aus 2019 bestätigt: 50 % der Menschen, die Benadryl nehmen, sind am Tag nicht mehr leistungsfähig. Die Wirkung hält nur 4 bis 6 Stunden an - das heißt, Sie müssen alle paar Stunden eine neue Tablette nehmen. Für Berufstätige, Fahrer oder Schüler ist das keine Option.
Die zweite Generation ist das, was die meisten heute nehmen: Cetirizin (Zyrtec), Loratadin (Claritin) und Fexofenadin (Allegra). Sie wurden in den 1980er und 90er Jahren entwickelt, um genau das Problem der ersten Generation zu lösen: Schlafigkeit. Sie bleiben größtenteils außerhalb des Gehirns. Das Ergebnis? Weniger Nebenwirkungen, aber genauso gute Wirkung - oft sogar bessere.
Die Wirkdauer liegt bei bis zu 24 Stunden. Das heißt: eine Tablette am Morgen, und Sie sind den ganzen Tag beschützt. Die Anfangswirkung dauert etwas länger - 1 bis 3 Stunden - aber dafür müssen Sie nicht ständig nachdosen. Die FDA hat diese Medikamente als sicher und wirksam für OTC-Verkauf zugelassen, und sie machen heute 78 % des gesamten Allergie-Marktes in den USA aus.
Es gibt keinen Sieger, der für alle passt. Aber es gibt klare Unterschiede, die helfen, die richtige Wahl zu treffen.
Ein Vergleich der Patientenbewertungen auf Drugs.com zeigt: Zyrtec hat die höchste Wirksamkeitsbewertung (7,3/10), aber auch die meisten Nebenwirkungen. Claritin liegt bei 6,4/10 - niedriger, aber sicherer. Allegra liegt mit 6,9/10 genau in der Mitte - gut wirksam, kaum Nebenwirkungen.
Wenn Ihre Nase verstopft ist, dann reicht ein Antihistaminikum oft nicht. Dann brauchen Sie einen Abschwellstoff - meist Pseudoephedrin. Diese Kombipräparate wie Zyrtec-D, Claritin-D oder Allegra-D sind sehr wirksam: Eine Studie aus dem Rhinology Journal zeigte, dass sie die Nasenverstopfung um 42 % besser lindern als alleinige Antihistaminika. Aber: Pseudoephedrin erhöht den Blutdruck um durchschnittlich 3-5 mmHg. Es kann Herzrasen, Unruhe oder Schlafstörungen verursachen. Deshalb müssen Sie diese Medikamente hinter der Theke abholen - Sie brauchen einen Ausweis und Ihre Kaufmenge ist begrenzt. Wenn Sie Bluthochdruck, Herzprobleme oder Schilddrüsenprobleme haben, sollten Sie diese Präparate meiden. Auch bei Kindern und Schwangeren sind sie nicht empfohlen.
Ein paar praktische Tipps, die viele nicht kennen:
Die Leitlinien der American Academy of Allergy, Asthma & Immunology aus 2022 empfehlen: Beginnen Sie mit Cetirizin oder Fexofenadin. Beide gelten als erste Wahl. Loratadin ist eine zweite Option - besonders wenn Sie andere Medikamente einnehmen, denn es hat weniger Wechselwirkungen. Der US-amerikanische Arzt Dr. Sarah Taylor-Black sagt klar: „Allegra ist wahrscheinlich Ihre beste Wahl, weil es nicht ins Gehirn kommt.“ Und Dr. Purvi Parikh vom Asthma and Allergy Foundation of America ergänzt: „Zyrtec wirkt schneller - aber macht schläfrig.“
Die britische NHS sagt hingegen: „Es gibt kaum Beweise, dass ein Antihistaminikum besser ist als das andere.“ Das ist wahr - aber nur, wenn man die Daten grob betrachtet. Die Unterschiede in Wirksamkeit und Nebenwirkungen sind statistisch signifikant. Es geht nicht um „besser“ oder „schlechter“ - es geht um „für Sie“.
Wenn Sie zwei verschiedene zweite-Generation-Antihistaminika ausprobiert haben - etwa Zyrtec und Allegra - und immer noch starke Symptome haben, dann ist es Zeit, einen Allergologen aufzusuchen. Die Leitlinien von 2023 sagen jetzt klar: Versuchen Sie zwei OTC-Medikamente, bevor Sie auf Rezept-Medikamente wechseln. Denn die OTC-Optionen sind heute so gut, dass nur noch 8 % aller Allergie-Patienten ein Rezept brauchen. Die meisten können mit den OTC-Mitteln gut leben.
In den letzten Jahren hat sich der Markt verändert. Die Pollensaison in Deutschland und den USA ist seit 1990 um 16 Tage länger geworden - laut einer Studie in den Proceedings of the National Academy of Sciences. Das bedeutet: Wir brauchen Allergie-Medikamente länger. 2023 wurde eine neue Form von Allegra mit verlängerter Wirkung auf den Markt gebracht. Auch erste Nasensprays mit Kombination aus Antihistaminikum und Abschwellstoff sind jetzt OTC erhältlich. Und Forscher arbeiten an dritten Generationen wie Bilastin - die in 15 Minuten wirken und überhaupt nicht schläfrig machen. Aber diese sind in den USA noch nicht als OTC zugelassen. Sie bleiben vorerst Rezeptpflichtig.
Was bleibt? Die Wahl ist heute größer und besser als je zuvor. Sie müssen nicht mehr leiden. Sie müssen nur wissen, welches Medikament zu Ihrem Leben passt.
Für den Tag ist Allegra (Fexofenadin) die beste Wahl. Es ist das wenigst-schläfernde Antihistaminikum auf dem Markt - nur 2-5 % der Nutzer berichten von Müdigkeit. Es kreuzt nicht die Blut-Hirn-Schranke, hat kaum Wechselwirkungen und wirkt 24 Stunden. Ideal für Fahrer, Berufstätige oder Schüler.
Zyrtec (Cetirizin) wirkt am schnellsten - oft schon nach einer Stunde. Es ist auch das wirksamste bei schweren Symptomen. Aber es verursacht bei 10-15 % der Nutzer Schläfrigkeit. Es ist besser für den Abend oder wenn Sie nicht arbeiten müssen.
Claritin (Loratadin) ist das mildeste und schwächste Antihistaminikum. Es ist gut für leichte Allergien, aber bei mittelschweren bis schweren Symptomen wie starkem Niesen, juckenden Augen oder verstopfter Nase wirkt es oft nicht ausreichend. Viele Nutzer berichten, dass es „nicht für ihre schweren Allergien“ hilft. Probieren Sie Zyrtec oder Allegra statt dessen.
Nein. Sie sollten niemals zwei Antihistaminika gleichzeitig einnehmen. Das erhöht das Risiko von Nebenwirkungen wie Schläfrigkeit, trockenem Mund oder Herzrhythmusstörungen. Wenn ein Medikament nicht wirkt, warten Sie 24 Stunden und probieren Sie ein anderes - aber nicht beide zusammen.
Nur, wenn Ihre Nase stark verstopft ist. Präparate wie Zyrtec-D oder Claritin-D enthalten Pseudoephedrin, das den Blutdruck erhöht. Wenn Sie Bluthochdruck, Herzprobleme oder Schilddrüsenprobleme haben, meiden Sie diese Produkte. Für die meisten Menschen reicht ein reines Antihistaminikum.
Erste Generation (wie Benadryl) wirkt in 15-30 Minuten. Zweite Generation (Zyrtec, Claritin, Allegra) braucht 1-3 Stunden, bis sie ihre volle Wirkung entfaltet. Geben Sie Ihrem Körper 7-10 Tage, um zu sehen, ob das Medikament wirklich hilft - besonders bei chronischen Allergien.