Henriette Vogelsang 28 Juni 2025 0 Kommentare

Selbstfürsorge bei Morbus Bechterew: Tipps für mehr Lebensqualität

Selbstfürsorge klingt erstmal wie ein Wellness-Trend. Doch für Menschen mit Morbus Bechterew – dem anderen, schwerer auszusprechenden Namen Ankylosing Spondylitis – ist das weit mehr als ein schicker Hashtag. Es entscheidet, wie du durch den Tag kommst, wie du Schmerzen im Griff hast und wie du wieder Kontrolle über das eigene Leben gewinnst. Wer glaubt, das bisschen Rückenschmerzen wäre alles, der kennt den wahren Alltag mit dieser chronischen Erkrankung nicht. Das Kreuz tut weh, die Gelenke werden steif, und das Aufstehen am Morgen fühlt sich manchmal an wie ein täglicher Neuanfang auf Level eins. Kein Wunder, dass sich viele Betroffene ausgelaugt fühlen. Aber weißt du, was erstaunlich ist? Kleine Routinen können echt einen Unterschied machen.

Morbus Bechterew verstehen: Was passiert im Körper?

Morbus Bechterew betrifft nicht nur die Wirbelsäule. Nein, es ist vielmehr ein System, das sich still und heimlich durch die Gelenke frisst, manchmal sogar innere Organe angreift und dir mal eben deinen Bewegungsradius klaut. Laut Deutscher Gesellschaft für Rheumatologie taucht die Krankheit meist zwischen 20 und 40 Jahren auf und betrifft etwa 0,5 Prozent der Bevölkerung, Männer ein bisschen öfter als Frauen. Was viele überrascht: Es handelt sich um eine Autoimmunerkrankung. Dein Immunsystem meint, Gutes zu tun, attackiert aber eigentlich dich selbst. Am Anfang denkst du vielleicht, es wäre einfach nur Rückenschmerz und gehst spät zum Arzt – ziemlich typisch. Die Folgen? Steifheit am Morgen, Schmerzen, Müdigkeit, im schlimmsten Fall eine Verknöcherung der Wirbelsäule. Es gibt keine Heilung, aber viele Wege, die Symptome in Schach zu halten. Dazu gehört Bewegung genauso wie bewusste Pausen. Eine dänische Studie von 2023 zeigte, dass bereits 20 Minuten tägliche, gezielte Bewegung Schmerzen und Steifheit signifikant reduzierten. Wer denkt, Schonung sei die Lösung, irrt: Inaktivität verstärkt die Beschwerden häufig nur.

Es gibt immer wieder neue Ansätze in der Forschung, zum Beispiel Biologika oder neue Schmerztherapien. Aber nichts ersetzt den eigenen Einfluss: Die Art, wie du mit deinem Körper umgehst, entscheidet am Ende über das, was du zurückbekommst. Ein Fun Fact aus der Statistik: Bei regelmäßigem Physioprogramm sinkt das Risiko für bleibende Bewegungseinschränkungen um mehr als 40%. Das ist eine Ansage! Deshalb solltest du deinen Alltag immer auch als deinen Trainingsplatz sehen.

Schmerzmanagement: Zuverlässige Strategien für schwere Tage

Du wachst morgens auf und der Rücken schreit lauter als der Wecker – willkommen im Club. Schmerz ist für viele mit Ankylosing Spondylitis der ungebetene Dauergast. Aber es gibt Tricks, wie du dem Ganzen die Spitze nehmen kannst. Schon mal daran gedacht, gezielt Wärme einzusetzen? Wärmepflaster, Wärmekissen oder ein 10-Minuten-Duschritual können Wunder wirken. Auch Kälte gibt manchen Erleichterung, zum Beispiel bei Gelenkschwellungen. Welche Alternative am besten hilft, ist eine Sache des Ausprobierens.

Wenn von Schmerzen die Rede ist, meinen viele nur Medikamente. Doch zu viel Ibuprofen auf Dauer nervt nicht nur den Magen, sondern bringt dich auch in die Abhängigkeit von Tabletten. Es lohnt sich, Methoden zur Schmerzlinderung zu kombinieren: Entspannungstechniken wie Meditation oder autogenes Training sind laut einer Studie der Uniklinik Freiburg mindestens genauso effektiv wie Schmerzmittel in akuten Phasen. Wer schon mal progressive Muskelentspannung probiert hat, weiß, wie sehr ein ruhiger Geist auf den Körper wirken kann.

Es kann hilfreich sein, ein Schmerztagebuch zu führen. Klingt altmodisch, hilft aber, Zusammenhänge zu erkennen: Was hast du gegessen? Wie lang hast du geschlafen? Stress gehabt? Nach drei Wochen wirst du Muster sehen und deinem Arzt Hinweise geben können, die Diagnosen erleichtern. Auch Hilfsmittel sind keine Schande – TENS-Geräte, spezielle Sitzkissen oder ergonomische Möbel entlasten im Alltag.

Hier ist eine kleine Tabelle, die dir die gängigsten Methoden und ihre Wirkung aufzeigt:

MethodeWirkungFür wen geeignet?
Wärmeanwendungenlockern Muskeln, lindern Steifheitbei Morgensteifigkeit
Kälteanwendungensenken Schwellung, betäuben Schmerzbei akuter Entzündung
Entspannungstechnikensenken Stress, verbessern Schlaffür alle
Physiotherapieverbessert Beweglichkeitbei Bewegungseinschränkungen
Medikamentesenken Schmerz akutwenn andere Methoden nicht reichen

Und was sagen die Experten?

"Regelmäßige Bewegung ist das beste Medikament gegen Morbus Bechterew, gefolgt von Wärmeanwendungen und gezielter Entspannung", sagt Dr. Nadja Siepmann vom Zentrum für rheumatische Erkrankungen Berlin.
Sie weiß wirklich, wovon sie spricht.

Selbstfürsorge-Routinen für den Alltag: Alltagshelden statt Opferrolle

Selbstfürsorge-Routinen für den Alltag: Alltagshelden statt Opferrolle

Jetzt mal ehrlich: Du bist nicht dein Schmerz. Das Leben passiert zwischen den Terminen, wenn du es dir trotz Einschränkung ein bisschen angenehmer machst. Das beginnt beim Aufstehen: Ein kurzes Dehnen im Bett sorgt für einen leichteren Start. Mach daraus eine feste Routine wie Zähneputzen. Die Techniker Krankenkasse empfiehlt morgens und abends jeweils 10 Minuten gezielte Bewegungsübungen.

Auch Ernährung hat einen großen Einfluss. Entzündungshemmend essen heißt zum Beispiel weniger rotes Fleisch, dafür mehr Fisch, Olivenöl, Nüsse und grünes Gemüse. Omega-3-Fettsäuren sind kleine Alltagshelden im Kampf gegen Gelenkschmerzen. Das klingt vielleicht nicht aufregend, macht sich aber nach einigen Wochen deutlich bemerkbar. Gut hydriert durch den Tag zu kommen, dämpft Erschöpfung und Muskelkrämpfe.

Es kann auch helfen, einen festen Wochenplan fürs Körperwohl zu erstellen. Montags Nordic Walking, mittwochs Online-Yoga, am Wochenende ein langes Bad. Vieles ist Gewöhnungssache, doch Spaß darf dabei nie fehlen. Wer mag, kann eine App für Bewegungserinnerungen nutzen oder mit einem Buddy trainieren – geteiltes Leid ist halbes Leid. Und: Schlaf ist als Medizin nicht zu unterschätzen. Versuche, eine feste Schlafroutine zu pflegen, den Medienkonsum vorm Zubettgehen zu reduzieren und dein Schlafzimmer angenehm kühl zu halten.

Manchmal braucht es die kleinen Hilfestellungen – ergonomische Kissen, eine unterstützende Matratze oder eine leichte Wärmedecke. Auch Duschen auf Zeit (mit Timer!) sind keine schlechte Idee, um morgens in Schwung zu kommen, ohne den Kreislauf zu überfordern. Stichwort Frust: Halte Kontakt zu anderen, tausche dich in Online-Communities aus, vielleicht gibt es eine Selbsthilfegruppe in deiner Nähe. Viele berichten, dass humorvoller Austausch auf Instagram oder WhatsApp-Gruppen Wunder gegen Einsamkeit wirkt.

Psychische Gesundheit: Kopf und Körper als Team

Mal ehrlich, irgendwann kann es einem ganz schön auf die Stimmung schlagen, tagtäglich mit einer chronischen Erkrankung zu kämpfen. Burnout, Depressionen, das Gefühl, immer hinterherzuhinken – man schiebt das oft weg, aber es ist Realität. Wissenschaftler des Max-Planck-Instituts für Psychiatrie fanden 2022 heraus: Die Depressionsrate bei Menschen mit Morbus Bechterew ist etwa doppelt so hoch wie in der gesunden Bevölkerung. Kein Wunder, wenn Schmerzen bremsen und das Leben gefühlt Kopf steht.

Aber du bist dem Ganzen nicht hilflos ausgeliefert. Zum Selbstfürsorge-Paket gehört auch mentale Stärke. Probier’s mit Achtsamkeit. Apps wie Headspace oder Calm bringen Struktur in den Tag. Schon fünf Minuten tiefes Atmen am Morgen machen einen Unterschied. Und vergiss nicht, dir ab und zu was zu gönnen – ein gutes Buch, einen Filmabend mit Freunden, ein Stück Schoki ohne schlechtes Gewissen.

Reden hilft. Zieh dich nicht komplett zurück, sondern such den Dialog. Dein Umfeld weiß oft nicht, wie viel Anstrengung schon das Treppensteigen bedeutet. Es ist kein Zeichen von Schwäche, Hilfe zu holen – dabei kann Psychotherapie unterstützen. Psychologen des Rheumazentrums Köln berichten, dass viele Patienten nach wenigen Sitzungen spürbar weniger Angst vor Schmerzschüben hatten.

Eine Studie aus Schweden zeigte, dass regelmäßige Besuche bei einer Selbsthilfegruppe Stresslevel deutlich senken und das Wohlbefinden stärken. Auch Kreatives wie Malen, Stricken oder Journaling tun der Seele gut. Gib deinem Alltag kleine Highlights, auf die du dich freuen kannst. Und feiere die Tage, an denen der Rücken „nur“ zwickt und nicht schmerzt.

Hier ein kleiner Reminder: Jede Zeit, die du in dich investierst, kommt doppelt zurück. Selbst kleine Fortschritte zählen – sei stolz darauf, auch wenn’s manchmal unsichtbar bleibt.

Hilfe holen und dranbleiben: Tipps für nachhaltige Selbstfürsorge

Hilfe holen und dranbleiben: Tipps für nachhaltige Selbstfürsorge

Das Schwierigste ist oft gar nicht die Theorie. Sondern dranbleiben. Tage, an denen es mies läuft, machen alle Pläne zunichte. Gerade dann ist es okay, Unterstützung zu suchen. Es gibt spezialisierte Rheuma-Coaches und Physiotherapeuten, mit denen du individuell passenden Pläne schmieden kannst. Der Austausch mit Experten bringt frischen Wind – vielleicht findest du neue Methoden oder Hilfsmittel, an die du selbst nicht gedacht hast.

Wenn du das Gefühl hast, festzustecken, hilft oft ein Perspektivwechsel. Setz dir kleine Ziele, die erreichbar sind: Heute drei Übungen statt zehn, morgen ein kurzer Spaziergang ums Haus. Belohne dich und feiere die kleinen Dinge. Oft unterschätzt: Lass bei neuen Symptomen oder starker Erschöpfung deinen Vitamin-D-Spiegel checken – laut einer Studie der Uni München ist ein Mangel weit verbreitet bei Morbus Bechterew-Betroffenen und verschlimmert die Beschwerden.

Bleib informiert: Es gibt tolle Newsletter, Podcasts und Online-Kurse rund um Morbus Bechterew und Selbstfürsorge. Austausch wirkt Wunder, sagt auch Dr. Eva Hoyer von der Deutschen Rheuma-Liga:

„Der Zusammenhalt in der Community fördert die Motivation und zeigt jeden Tag, dass niemand allein kämpfen muss.“

Und bitte: Lass viele kleine Rückschläge nicht den Blick auf deine Erfolge trüben. Gerade heute gibt es viel bessere Therapiemöglichkeiten als noch vor 15 Jahren. Du bist deinem Körper und deinem Kopf wichtig – mach dir das immer wieder klar. Die Schlüssel für mehr Lebensqualität liegen auch in deiner Hand.