Fast jeder dritte Erwachsene in Deutschland erlebt im Laufe seines Lebens Hämorrhoiden. Viele ignorieren die Symptome aus Scham - doch das ist ein Fehler. Hämorrhoiden sind keine Seltenheit, sondern eine häufige, gutartige Erkrankung der Aderkissen im Enddarm. Der entscheidende Unterschied liegt darin, ob sie innere oder äußere Hämorrhoiden sind. Die Behandlung hängt direkt davon ab.
Hämorrhoiden sind keine krankhaften Wucherungen, sondern normale, mit Blut gefüllte Aderkissen, die normalerweise dabei helfen, den After abzudichten. Sie liegen tief im Enddarm und sind Teil der natürlichen Anatomie. Wenn sie jedoch durch Druck geschwollen werden - etwa durch Verstopfung, langes Sitzen auf der Toilette oder Schwangerschaft - werden sie problematisch. Dann entstehen innere oder äußere Hämorrhoiden, je nachdem, wo genau die Schwellung auftritt.
Die entscheidende Grenze ist die Dentatlinie, eine anatomische Linie im Analbereich. Alles oberhalb davon ist mit Schleimhaut bedeckt, die keine Schmerzrezeptoren hat. Alles darunter ist mit Haut bedeckt - und das ist extrem empfindlich.
Innere Hämorrhoiden liegen innerhalb des Rektums, oberhalb der Dentatlinie. Weil sie keine Schmerzfasern haben, verursachen sie oft keine Schmerzen - zumindest nicht in den frühen Stadien. Das Hauptanzeichen ist hellrotes Blut: auf dem Toilettenpapier, im WC oder als Streifen auf dem Stuhl. Manche spüren ein Völlegefühl oder den Eindruck, den Darm nicht vollständig geleert zu haben.
Ärzte teilen innere Hämorrhoiden in vier Grade ein, nachdem sie sich ausbreiten:
Grad III und IV können sehr unangenehm sein - nicht wegen Schmerz, sondern wegen ständiger Reizung, Feuchtigkeit und dem Gefühl, etwas „herauszuhängen“. In diesen Fällen ist eine Behandlung fast immer nötig.
Äußere Hämorrhoiden entstehen unter der Haut am After, also unterhalb der Dentatlinie. Hier sitzen viele Nervenenden - daher sind sie schmerzempfindlich. Sie fühlen sich an wie kleine, weiche Knötchen oder Schwellungen. Typisch sind:
Am schlimmsten werden sie, wenn sich ein Blutgerinnsel bildet - das nennt man thrombosierter externer Hämorrhoid. Dann wird das Knötchen plötzlich hart, blau-violett und schmerzt wie verrückt. Man kann kaum sitzen, gehen oder sich hinsetzen. Das ist ein Notfall - nicht weil es lebensbedrohlich ist, sondern weil der Schmerz so intensiv ist, dass er den Alltag lahmlegt.
Ein thrombosierter Hämorrhoid muss innerhalb von 72 Stunden behandelt werden, sonst wird der Schmerz nur noch länger anhalten. Die Standardmethode: ein kleiner Schnitt, um das Gerinnsel rauszulassen. Das dauert fünf Minuten, und der Schmerz lässt oft sofort nach.
Ein prolapsierter Hämorrhoid ist eigentlich eine innere Hämorrhoid, die sich so stark ausgeprägt hat, dass sie aus dem After herausragt. Das ist meist ein Grad-III- oder Grad-IV-Problem. Es fühlt sich an, als ob etwas „heraushängt“. Manche spüren es nur beim Abwischen, andere sehen es im Spiegel - und fühlen sich danach beschämt. Aber: Es ist kein Krebs, keine Infektion, kein Zeichen von Versagen. Es ist eine anatomische Reaktion auf langanhaltenden Druck.
Die Angst, dass es etwas Schlimmeres ist, ist verständlich. Aber: Wenn du Blut siehst, denk nicht automatisch an Hämorrhoiden. Darmkrebs, Entzündungen wie Morbus Crohn oder Analfissuren können genauso bluten. Eine Analfissur ist ein Riss in der Schleimhaut - sie verursacht scharfe, stechende Schmerzen beim Stuhlgang, oft mit einem „Zerreißen“-Gefühl. Hämorrhoiden jucken eher, sie bluten, aber schmerzen nur, wenn sie thrombosiert oder prolapsiert sind.
Es gibt keine einzige Ursache. Es ist immer eine Kombination aus Faktoren:
Und ja: Es ist erblich. Wenn deine Mutter oder dein Vater Hämorrhoiden hatte, ist dein Risiko höher.
Die Behandlung richtet sich nach Schweregrad und Art der Hämorrhoiden.
Für Grad I und II reichen oft einfache Maßnahmen:
Wenn Hausmittel nicht helfen, gibt es schonende Verfahren für innere Hämorrhoiden:
Alle drei Methoden sind ambulant, dauern weniger als 15 Minuten und erlauben schnelle Rückkehr zur Arbeit.
Bei Grad IV, wiederkehrenden Hämorrhoiden oder thrombosierten äußeren Hämorrhoiden, die nicht besser werden, ist eine Operation nötig.
Wichtig: Nach einer Operation ist die Ernährung entscheidend. Wer nach der OP weiterhin wenig Ballaststoffe isst, hat fast immer wieder Hämorrhoiden. Wer 30 Gramm Ballaststoffe und 2 Liter Wasser täglich einhält, reduziert das Rückfallrisiko auf unter 10 %.
Vermeide:
Gehe zum Arzt, wenn:
Ein Arzt kann mit einer Anoskopie (einer kleinen Kamera) genau sehen, was los ist. Keine Angst - es ist schnell, wenig unangenehm und entscheidend für die richtige Diagnose.
Bei konservativer Behandlung: 1-2 Wochen bis zur Linderung. Bei Gummibandligatur: 5-7 Tage bis zum Abfallen der Hämorrhoiden. Nach Operation: 2-4 Wochen bis zur vollständigen Heilung. Aber: Wer nach der Behandlung seine Ernährung nicht ändert, hat in 6 Monaten oft wieder Hämorrhoiden.
Die Erfolgsquote ist hoch - wenn du dich an die Regeln hältst. 80 % der Patienten, die Ballaststoffe und Wasser konsequent einhalten, haben keine Rückfälle mehr.
Die meisten Hämorrhoiden sind vermeidbar. Das ist die einfachste Regel:
Hämorrhoiden sind kein Tabu. Sie sind medizinisch gut verstanden, leicht zu behandeln - und fast immer heilbar. Wer sie ignoriert, leidet länger. Wer sie ernst nimmt, lebt schmerzfrei.
Nein, Hämorrhoiden sind keine Krebsform. Sie sind gutartige, geschwollene Venen. Aber: Blut im Stuhl kann auch ein Zeichen von Darmkrebs sein - besonders bei Menschen über 50 oder wenn es zum ersten Mal auftritt. Deshalb muss immer abgeklärt werden, ob es wirklich Hämorrhoiden sind oder etwas anderes. Ein Arzt kann das mit einer einfachen Untersuchung feststellen.
Ja, aber nicht alles. Laufen, Schwimmen, Radfahren und Yoga sind gut - sie fördern die Durchblutung und verhindern Verstopfung. Vermeide jedoch schweres Gewichtheben, Crossfit oder Übungen, bei denen du stark pressen musst. Das erhöht den Druck im Bauch und verschlimmert die Hämorrhoiden.
Eine Operation wird nötig, wenn innere Hämorrhoiden ständig herausragen (Grad IV), wenn sie trotz Gummibandligatur zurückkehren, oder wenn äußere Hämorrhoiden thrombosiert sind und nicht innerhalb von 72 Stunden besser werden. Auch bei starken Blutungen, die zu Anämie führen, ist eine Operation die beste Lösung.
Äußere Hämorrhoiden liegen in einer Hautregion mit vielen Nervenenden. Wenn sie geschwollen sind, reizen sie die Umgebung, produzieren Feuchtigkeit und führen zu Reizungen. Das lockt Juckreiz und manche reiben oder kratzen - was die Situation nur noch schlimmer macht. Sanfte Waschungen und kühlende Cremes helfen, aber nicht kratzen!
Nein. Kaffee kann die Darmbewegung anregen, aber er entzieht dem Körper Flüssigkeit - und das verschlimmert Verstopfung. Wenn du Hämorrhoiden hast, trinke lieber Wasser, Kräutertee oder Gemüsesäfte. Koffein ist kein Freund von Hämorrhoiden.
Nein, Hämorrhoiden sind nicht ansteckend. Sie entstehen durch Druck und Belastung, nicht durch Viren oder Bakterien. Du kannst sie nicht durch Berührung, Sex oder gemeinsame Toiletten bekommen. Es ist eine individuelle Belastungsreaktion - kein Infekt.
Wenn du jetzt denkst: „Ich habe das alles schon mal erlebt“ - dann bist du nicht allein. Und du kannst es besser machen. Die erste Maßnahme: Ernährung ändern. Die zweite: Zum Arzt gehen. Die dritte: Nicht warten, bis es schlimmer wird.