Hodgkin-Lymphom und chronischer Schmerz: Zusammenhänge verstehen

Hodgkin-Lymphom und chronischer Schmerz: Zusammenhänge verstehen
Henriette Vogelsang 28 September 2025 1 Kommentare

Einleitung

Viele Menschen verbinden Krebs mit akuten Beschwerden, doch bei einigen Tumorerkrankungen entwickelt sich ein langanhaltender, oft übersehener Schmerz. Das Hodgkin-Lymphom ist ein Beispiel, bei dem chronische Schmerzen häufig auftreten. Dieser Artikel erklärt, warum das so ist, welche Mechanismen dahinterstecken und wie Betroffene ihre Lebensqualität verbessern können.

Was ist das Hodgkin-Lymphom?

Hodgkin-Lymphom ist ein bösartiger Tumor des lymphatischen Systems, der vor allem junge Erwachsene zwischen 15 und 35 Jahren betrifft. Anders als das Non-Hodgkin-Lymphom zeichnet sich das Hodgkin-Lymphom durch das Vorhandensein von Reed‑Sternberg‑Zellen aus, die im Mikroskop leicht zu erkennen sind. Typische Symptome sind geschwollene Lymphknoten, Fieber, Nachtschweiß und Gewichtsverlust.

Chronischer Schmerz - Begriff und Ursachen

Chronischer Schmerz ist ein anhaltender, oft über drei Monate dauernder Schmerz, der nicht mehr ausschließlich mit einer akuten Verletzung erklärt werden kann. Ursachen reichen von Nervenschäden (Neuropathie) über Muskelverspannungen bis hin zu entzündlichen Prozessen. Bei Krebspatienten können Schmerzen zudem durch Tumorwachstum, Therapie‑Nebenwirkungen oder das Immunsystem entstehen.

Wie das Hodgkin-Lymphom Schmerzen hervorruft

Der Schmerz bei Hodgkin‑Lymphom entsteht meist über mehrere Pfade:

  • Direkter Tumordruck: Vergrößerte Lymphknoten drücken auf Nerven, Gefäße oder Organe, was schwerwiegende Schmerzen im Hals‑, Brust‑ oder Bauchbereich auslösen kann.
  • Therapie‑Induzierte Neuropathie: Chemotherapie kann periphere Nerven schädigen, besonders bei Medikamenten wie Vincristin oder Cisplatin.
  • Entzündungsreaktionen: Das Immunsystem reagiert stark auf das Tumorwachstum; entzündliche Zytokine sensibilisieren Schmerzrezeptoren.
  • Strahlenbehandlung: Radiotherapie im Hals‑ oder Mediastinumbereich kann das umliegende Gewebe irritieren und langfristige Schmerzen verursachen.

Diagnostik und Früherkennung von Schmerzzuständen

Ein systematisches Schmerz‑Assessment ist entscheidend. Patienten werden gebeten, Schmerzintensität (0‑10 Skala), Qualität (brennend, stechend), Ort und zeitliche Muster zu beschreiben. Zusätzlich können folgende Untersuchungen helfen:

  1. Bildgebung (CT, MRT) zur Kontrolle von Tumor‑ und Nervenlage.
  2. Neurophysiologische Tests (Nervenleitgeschwindigkeit) bei Verdacht auf Neuropathie.
  3. Blutwerte, z.B. Entzündungsmarker (CRP, IL‑6), die auf systemische Schmerzverstärkung hinweisen.
Behandlungsmöglichkeiten - Schmerzmanagement im Kontext von Krebs

Behandlungsmöglichkeiten - Schmerzmanagement im Kontext von Krebs

Ein effektives Schmerzmanagement kombiniert medikamentöse und nicht‑medikamentöse Ansätze. Wichtig ist, dass die Therapie nicht die Krebstherapie behindert.

Medikamentöse Optionen umfassen:

  • Paracetamol und nicht‑steroidale Antirheumatika (NSAR) für milde Schmerzen.
  • Opioide (z.B. Morphin) für moderat bis schwere Schmerzen - immer mit engmaschiger Überwachung, um Abhängigkeit zu vermeiden.
  • Adjuvante Medikamente wie Antidepressiva (Amitriptylin) oder Antikonvulsiva (Gabapentin) bei neuropathischen Schmerzen.

Nicht‑medikamentöse Strategien beinhalten:

  • Schmerztherapie (physiotherapeutische Übungen, manuelle Therapie, Wärme‑/Kältetherapie).
  • Psychologische Unterstützung (Entspannungsübungen, kognitive Verhaltenstherapie), die das Schmerzempfinden modulieren kann.
  • Integrative Methoden wie sanfte Yoga‑ oder Atemtechniken, die das Immunsystem beruhigen.

Ein weiterer wichtiger Faktor ist die Lebensqualität der Patient*innen. Regelmäßige Gespräche mit dem behandelnden Team helfen, Schmerz‑ und Therapieziele anzupassen.

Alltagstaugliche Tipps für Betroffene

Zusätzlich zu ärztlicher Behandlung können kleine Änderungen im Alltag großen Unterschied machen:

  • Führen Sie ein Schmerz‑Tagebuch, um Muster zu erkennen und dem Ärzteteam klare Informationen zu geben.
  • Bewegen Sie sich regelmäßig - kurze Spaziergänge oder sanfte Dehnübungen fördern die Durchblutung und reduzieren Muskelverspannungen.
  • Achten Sie auf eine ausgewogene Ernährung; genügend Eiweiß unterstützt die Gewebereparatur nach Therapie.
  • Vermeiden Sie Alkohol und Rauchen, da beides die Schmerzschwelle senken kann.
  • Nutzen Sie Entspannungstechniken (Progressive Muskelrelaxation, Atemübungen) mindestens einmal täglich.

Fazit

Das Hodgkin-Lymphom kann durch Tumor‑und Therapie‑bedingte Mechanismen chronische Schmerzen auslösen. Durch ein gezieltes Schmerz‑Assessment, eine Kombination aus medikamentösen und nicht‑medikamentösen Maßnahmen und aktive Eigeninitiative lassen sich Schmerzen reduzieren und die Lebensqualität deutlich verbessern. Offene Kommunikation mit dem Behandlungsteam bleibt dabei das A und O.

Vergleich: Schmerzhäufigkeit bei Hodgkin‑ vs. Non‑Hodgkin‑Lymphomen

Prävalenz von chronischem Schmerz bei verschiedenen Lymphomen (Studie 2023)
LymphomtypPatientenanteil mit chronischem SchmerzHauptursache
Hodgkin‑Lymphom38%Tumordruck + Therapie‑Neuropathie
Non‑Hodgkin‑Lymphom26%Entzündungs‑ und Nebenwirkungen
Stimmlippen‑Lymphom45%Lokaler Druck auf Nerven

Häufig gestellte Fragen

Warum entstehen Schmerzen bei einer Chemotherapie?

Bestimmte Chemotherapeutika schädigen periphere Nerven. Diese Schädigung führt zu Neuropathien, die sich als brennender, stechender Schmerz äußern. Eine frühzeitige Dosisanpassung und das Hinzufügen von Antikonvulsiva können das Risiko mindern.

Kann physikalische Therapie den Schmerz beim Hodgkin‑Lymphom verringern?

Ja. Durch gezielte Mobilisation, Wärme‑/Kältetherapie und Atemübungen lassen sich Muskelverspannungen lösen und die Durchblutung verbessern, wodurch Schmerzen reduziert werden können.

Wie häufig entwickeln Hodgkin‑Patienten chronische Schmerzen?

Studien aus dem Jahr 2023 zeigen, dass etwa 38% der Hodgkin‑Lymphom‑Patienten über drei Monate anhaltende Schmerzen berichten.

Welche nicht‑medikamentösen Methoden helfen bei neuropathischen Schmerzen?

Physiotherapie, transkutane elektrische Nervenstimulation (TENS), Akupunktur und kognitive Verhaltenstherapie haben sich als wirksam erwiesen, insbesondere in Kombination mit Medikamenten.

Sollte ich während der Behandlung auf Opioide verzichten?

Nicht zwangsläufig. Opioide können bei schweren Schmerzen nötig sein, sollten jedoch unter ärztlicher Aufsicht und mit klaren Zielvorgaben eingesetzt werden.

1 Kommentare

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    Nance Hahn

    September 28, 2025 AT 11:41

    Das Hodgkin‑Lymphom ist nicht nur eine hämatologische Herausforderung sondern auch ein Grund für chronische Schmerzen. Durch den Tumordruck auf Nerven entstehen häufig brennende Beschwerden im Hals‑ und Brustbereich. Das Schmerz‑Assessment sollte von Anfang an Teil der Onkologie‑Sitzung sein. Ein Schmerz‑Tagebuch hilft, Muster zu erkennen und dem Ärzteteam genaue Informationen zu liefern. Neben medikamentösen Optionen sind Physiotherapie und Entspannungsübungen wichtige Bausteine zur Lebensqualitäts‑Steigerung.

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