Spasmus ist ein unwillkürlicher, plötzlich auftretender Muskelkontraktionszug, der meist von Schmerzen begleitet wird. Er entsteht, wenn das feine Gleichgewicht zwischen Erregung und Entspannung im Muskel gestört ist. Das Nervensystem, Elektrolyte und Energiestoffwechsel spielen dabei zusammen. In den folgenden Abschnitten erfährst du, welche physiologischen Abläufe hinter einem Spasmus stecken, welche Faktoren ihn begünstigen und welche Maßnahmen helfen, ihn zu lindern.
Der Prozess lässt sich in drei Hauptphasen einteilen: Auslösung, Aufrechterhaltung und Auflösung.
Stört sich einer dieser Schritte, kann ein Spasmus entstehen. Besonders kritisch ist ein Ungleichgewicht bei den Elektrolyten Kalzium, Magnesium und Natrium.
Elektrolyte steuern die Erregbarkeit von Nerven und Muskeln. Zu viel Kalzium erhöht die Erregbarkeit, während ein Mangel an Magnesium die Rückführung von Kalzium ins Retikulum behindert. Natrium ist für die Generierung des Aktionspotenzials verantwortlich; ein Ungleichgewicht kann Fehlzündungen auslösen.
Studien der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (2023) zeigen, dass ein Serum‑Kalziumspiegel von über 2,65mmol/L das Risiko für nächtliche Wadenkrämpfe um 27% erhöht, während ein Magnesiumspiegel unter 0,70mmol/L die Häufigkeit um 34% steigert.
Der zentrale Nervensatz (ZNS) sendet über das Rückenmark motorische Befehle. Über den Reflexbogen (eine unbewusste, schnelle Rückkopplung vom Muskel zum Rückenmark und zurück) können spontane Kontraktionen ausgelöst werden, wenn sensorische Rezeptoren (z.B. Dehnungsrezeptoren) überreizt werden. Chronische Fehlbelastungen, Entzündungen oder nervöse Erkrankungen (z.B. Multiple Sklerose) erhöhen die Empfindlichkeit dieses Bogens und führen zu wiederkehrenden Spasmen.
| Merkmal | Spasmus | Krampf | Myoklonus |
|---|---|---|---|
| Dauer | sekunden‑ bis minutenlang | kurz (wenige Sekunden) | Millisekunden‑binge |
| Ursache | Elektrolyt‑/Energieungleichgewicht | Starke Kontraktion, oft durch Dehydrierung | Neurologische Störung, z.B. Epilepsie |
| Betroffene Muskelgruppen | häufig Waden, Hände | häufig Bein‑ und Fußmuskulatur | alle Muskelgruppen, häufig Gesicht |
| Schmerzintensität | moderat bis stark | stark | variabel, meist leicht |
Der Unterschied ist wichtig für die Therapie: Während ein klassischer Krampf meist mit Dehnung und Flüssigkeitszufuhr behandelt wird, erfordert ein Myoklonus neurologische Abklärung.
Zur Abklärung kommen häufig die folgenden Methoden zum Einsatz:
Ein normaler CK‑Wert (<190U/L) schließt ernsthafte Muskelerkrankungen meist aus.
Einige praktische Tipps, die du sofort umsetzen kannst:
Wenn Spasmen chronisch werden, kommen ärztliche Interventionen in Betracht:
Der Spasmus steht in engem Zusammenhang mit anderen physiologischen Phänomenen. Wer mehr über die zugrundeliegenden Prozesse wissen will, kann sich folgende Themen anschauen:
Durch das Verständnis dieser Zusammenhänge lässt sich nicht nur ein einzelner Spasmus behandeln, sondern das gesamte Muskel‑Nerven‑System optimieren.
Nächtliche Wadenkrämpfe entstehen häufig durch einen Elektrolyt‑Mangel (Kalzium, Magnesium) oder durch zu wenig Dehnung vor dem Schlafen. Das Absinken der Körpertemperatur reduziert die Muskelaktivität, während gleichzeitig das Kalzium‑handling gestört werden kann, was zu spontanen Kontraktionen führt.
Sanfte Dehnung des betroffenen Muskels, leichte Massage und das Auflegen von Wärme (z.B. warmes Handtuch) helfen, das Kalzium wieder in das Retikulum zu pumpen. In manchen Fällen kann das Trinken einer kalium‑ und magnesiumreichen Flüssigkeit (z.B. Kokoswasser mit einer Prise Salz) schnell Erleichterung bringen.
Studien zeigen, dass Magnesium‑Supplemente bei nachgewiesenem Mangel die Häufigkeit von Muskelkrämpfen um bis zu 40% reduzieren können. Auch Calcium‑ und Vitamin‑D-Ergänzungen unterstützen das Elektrolyt‑Gleichgewicht, sollten jedoch nur nach Bluttest eingesetzt werden.
Wenn Spasmen plötzlich sehr stark auftreten, länger als 30Minuten andauern, mit Schwäche, Taubheitsgefühlen oder nach einem Unfall verbunden sind, ist eine medizinische Abklärung dringend nötig. Auch ein anhaltend hoher CK‑Wert weist auf mögliche Muskelverletzungen hin.
Muskelzuckungen (Faszikelzuckungen) sind meist klein, kurz und betreffen einzelne Muskelfasern, während ein Spasmus die gesamte Muskelgruppe erfasst, länger anhält und stärker schmerzt. Zuckungen sind oft benign und treten im Ruhezustand auf, Spasmen hängen mit Fehlregulation von Kalzium und ATP zusammen.