Medroxyprogesteron und Thromboserisiko: Was Sie wissen müssen

Medroxyprogesteron und Thromboserisiko: Was Sie wissen müssen
Henriette Vogelsang 22 September 2025 0 Kommentare

Medroxyprogesteron ist ein synthetisches Gestagen, das als hormonelle Komponente in Verhütungsinjektionen und in der Hormonersatztherapie verwendet wird. Der Wirkstoff wirkt, indem er das Endometrium verdünnt und den Eisprung unterdrückt. Während die meisten Frauen das Präparat gut vertragen, gibt es Hinweise aus klinischen Studien, dass es das Risiko für die Bildung von Blutgerinnseln erhöhen kann.

Wie Medroxyprogesteron im Körper wirkt

Nach einer Injektion gelangt das Gelöste in den Blutkreislauf und bindet an Progesteronrezeptoren in Zielgeweben. Die Bindung führt zu einer Hemmung der Gonadotropinfreisetzung, wodurch die Ovulation ausbleibt. Gleichzeitig beeinflusst das Gestagen die Synthese verschiedener Gerinnungsfaktoren - ein Mechanismus, der bei manchen Patientinnen zu einer hyperkoagulierbaren Situation führt.

Grundlagen der Blutgerinnung und Thrombose

Blutgerinnung ist ein komplexes Netzwerk aus Proteinen, das Verletzungen stoppt, indem es ein fibrinreiches Netz bildet. Dieses Netz entsteht durch die Aktivierung von Faktoren wie Fibrinogen und Prothrombin. Wenn das Gleichgewicht zwischen Gerinnungs‑ und Auflösungsmechanismen gestört ist, kann es zur Bildung von Thrombose kommen, also einem einschränkenden Blutgerinnsel, das Gefäße verstopft. Je nach Lage kann eine Thrombose zu tiefen Venenthrombosen (TVT) oder sogar zu lebensbedrohlichen Embolien führen.

Warum Gestagene das Risiko erhöhen können

Gestagene wie Medroxyprogesteron verändern das Verhältnis von Gerinnungs‑ zu Anti‑Gerinnungsfaktoren. Studien zeigen, dass der Spiegel von Östrogen in Kombination mit Gestagenen die Produktion von Prothrombin und Faktor VII verstärken kann, während Antithrombin‑III reduziert wird. Dieser Shifts erhöht die Neigung des Blutes, zu gerinnen.

Risikofaktoren, die das Thromboserisiko verstärken

Nicht jede Frau, die Medo­xy­progesteron nutzt, entwickelt ein Gerinnsel. Folgende Begleitfaktoren erhöhen die Wahrscheinlichkeit deutlich:

  • Alter über 35Jahre
  • Rauchen (mehr als 10 Zigaretten/Tag)
  • Genetische Prädisposition (z.B. Faktor‑V-Leiden-Mutation)
  • Übergewicht (BMI>30)
  • Immobilisation (lange Flugreisen, Bettlägerigkeit)

Wenn zwei oder mehr dieser Faktoren vorliegen, empfiehlt es sich, gemeinsam mit dem Arzt die Notwendigkeit der Medroxyprogesteron‑Injektion zu prüfen.

Diagnostik und Früherkennung von Thrombosen

Diagnostik und Früherkennung von Thrombosen

Frühes Erkennen ist entscheidend, weil Therapie erst dann wirksam ist. Gängige diagnostische Werkzeuge sind:

  • D‑Dimer-Test - misst Abbauprodukte von Fibrin und ist bei akuter Thrombose häufig erhöht.
  • Kompressionultraschall der Beinvenen - visualisiert Blutgerinnsel in Echtzeit.
  • CT‑Angiographie - wird bei Verdacht auf Lungenembolie eingesetzt.

Ein plötzlich auftretender Schmerzen‑ oder Schwellungsschub im Bein, unerklärliche Atemnot oder Brustschmerzen sollten sofort ärztlich abgeklärt werden.

Behandlung und Prävention

Sobald eine Thrombose diagnostiziert ist, stehen Antikoagulantien im Vordergrund. Klassische Optionen sind:

  • Heparin (unfraktioniert oder niedermolekular) - schnelles Wirken, meist über die ersten Tage der Therapie.
  • Warfarin - orale Langzeit-Option, deren Dosierung eng über die INR kontrolliert wird.

Zur Vorbeugung bei Risikopatientinnen empfiehlt die Fachgesellschaft, nach Möglichkeit auf Gestagene zu verzichten oder ein Gestagen mit geringerer Thromboseneigenschaft zu wählen.

Vergleich Medroxyprogesteron vs. Norethisteron
Eigenschaft Medroxyprogesteron Norethisteron
Dosis (Injektion) 150mg/3Monate 1mg/Tag (oral)
Thromboserisiko (Studien) Erhöht (RR≈1,6) Neutral bis leicht erhöht (RR≈1,2)
Einfluss auf Östrogen‑Spiegel Stark Gering
Verwendung Verhütungs‑Injektion, Hormonersatz orale Verhütung, Menstruationskontrolle

Praktische Tipps für Betroffene

Wenn Sie bereits Medroxyprogesteron erhalten, können Sie das Thromboserisiko selbst senken:

  1. Bewegen Sie sich regelmäßig - kurze Spaziergänge alle 2Stunden verhindern venösen Stau.
  2. Setzen Sie auf Nikotin‑frei: Aufhören reduziert das Risiko um bis zu 30%.
  3. Pflegen Sie ein gesundes Gewicht - jede 5kg-Reduktion wirkt schützend.
  4. Lassen Sie Blutwerte (insbesondere D‑Dimer) jährlich prüfen, wenn Sie mehrere Risikofaktoren haben.
  5. Besprechen Sie mit Ihrem Arzt Alternativen wie niedrig dosierte Gestagene oder nicht‑hormonelle Methoden.

Der Schlüssel liegt in der offenen Kommunikation mit dem Ärzteteam und dem Bewusstsein für mögliche Warnzeichen.

Häufig gestellte Fragen

Erhöht Medroxyprogesteron das Risiko für tiefe Venenthrombosen?

Ja, mehrere prospektive Studien zeigen ein etwa 1,5‑mal höheres Risiko, besonders bei Frauen über 35Jahren oder mit zusätzlichen Risikofaktoren wie Rauchen.

Wie schnell treten Thrombosen nach einer Medroxyprogesteron‑Injektion auf?

Thrombosen können innerhalb weniger Wochen auftreten, meist in den ersten 3Monaten, wenn die Plasmakonzentration am höchsten ist.

Ist ein Wechsel zu Norethisteron sicherer?

Norethisteron hat in Studien ein niedrigeres thrombogenes Profil, jedoch bleibt ein leicht erhöhtes Risiko bestehen. Eine individuelle Risiko‑Abwägung ist nötig.

Welche Symptome deuten auf eine beginnende Thrombose hin?

Typische Anzeichen sind plötzlich auftretende Schwellung, Wärme und Schmerzen im Bein, häufig einseitig. Bei Atemnot oder Brustschmerzen sollte sofort ein Notarzt gerufen werden.

Kann regelmäßige körperliche Aktivität das Risiko signifikant senken?

Ja, moderate Bewegung verbessert die venöse Rückflussrate und reduziert das Risiko um bis zu 40% bei Personen mit gestalterischem Risiko.