Kalziumcarbonat und CO2‑Speicherung: Die Wissenschaft dahinter einfach erklärt

Kalziumcarbonat und CO2‑Speicherung: Die Wissenschaft dahinter einfach erklärt
Henriette Vogelsang 23 August 2025 6 Kommentare

Kreide, Muschelschalen und Marmor haben etwas gemeinsam: Sie bestehen aus Kalziumcarbonat. Genau dieses Alltagsmineral steht im Zentrum einer der nüchternsten, aber stärksten Ideen der Klimaforschung: CO2 dauerhaft in Gestein und gelösten Karbonaten zu speichern. Was funktioniert davon, was ist Hype, und wo liegen die Grenzen? Hier bekommst du die klare, belegte Antwort - ohne Chemieballast, der dich abschreckt.

  • CO2-Speicherung mit Kalzium- oder Magnesium-Verbindungen basiert auf einfacher, dauerhafter Chemie: CO2 reagiert zu Carbonaten (fest) oder Hydrogencarbonaten (gelöst).
  • Ein grober Daumenwert: 1 Tonne CO2 wird zu 2,27 Tonnen Kalziumcarbonat (CaCO3). Für die Reaktion brauchst du passende Mineralien, Wasser, Zeit - oder Energie.
  • Ozean-Alkalinität bindet CO2 im Meerwasser; reine Kalkfällung im Meer setzt dagegen eher CO2 frei. Das ist der häufigste Denkfehler.
  • Enhanced Weathering (verwitterungsbeschleunigt) und Mineralkarbonatisierung sind physikalisch möglich, aber kosten- und energieintensiv. Monitoring ist Pflicht.
  • Die sicherste Permanenz liefern feste Carbonate im Untergrund oder Gestein; gelöste Formen sind robust, aber erfordern Ozean-Chemie-Verständnis.

Was du vermutlich erledigen willst:

  • Den Kern verstehen: Wie reagiert Kalziumcarbonat chemisch mit CO2 - und wann nicht?
  • Methoden vergleichen: Enhanced Weathering, Ozean-Alkalinität, (Ex‑)situ-Mineralkarbonatisierung, Beton-Karbonatisierung.
  • Mit Zahlen arbeiten: Massenbilanzen, Faktoren, Kostenbereiche, Energiebedarf.
  • Risiken und Fallstricke erkennen: Ozeanchemie, Lebenszyklus-Emissionen, Schwermetalle, Genehmigungen.
  • Schnell entscheiden: Welche Option passt zu Standort, Budget, Ziel (Permanenz, Skalierung)?

Was Kalziumcarbonat mit CO2 zu tun hat: einfache Chemie, harte Fakten

Kalziumcarbonat (CaCO3) ist der feste Karbonatstein hinter Kreide, Kalkstein und Marmor. In der Natur entsteht es, wenn Kalzium- und Karbonat-Ionen zusammenfinden. Die Kurzformel: Ca²⁺ + CO₃²⁻ → CaCO₃(s). Für die CO2-Frage zählt: Karbonat entsteht letztlich aus CO2, Wasser und basischen Mineralien. Entscheidend ist, ob CO2 dabei netto aus der Atmosphäre verschwindet - oder nur zwischen Reservoirs verschoben wird.

Der schnelle Unterschied:

  • Fällung von CaCO3 im Meer (Calcit-/Aragonit-Bildung) senkt die Gesamtalkalinität (TA) und kann dadurch CO2 aus dem Wasser ins Gas treiben. Kurz: Biogene oder künstliche Kalkfällung ist als CO2-Senke ungeeignet.
  • Erhöhung der Alkalinität (z. B. durch gelöste Hydroxide oder Carbonat-Verwitterung an Land) ermöglicht, dass das Meer mehr CO2 als Hydrogencarbonat (HCO₃⁻) aufnimmt. Das ist die Basis von Ozean-Alkalinitätsverfahren.

Begriffe in 30 Sekunden:

  • Gelöster anorganischer Kohlenstoff (DIC): Summe aus CO2(aq), HCO₃⁻, CO₃²⁻ im Wasser.
  • Gesamtalkalinität (TA): Pufferkapazität des Wassers gegen Säuren; bestimmt, wie viel CO2 als Bicarbonat/Karbonat gebunden werden kann.

Stöchiometrie, die du wirklich brauchst:

  • 1 mol CO2 (44 g) + CaO (56 g) → CaCO3 (100 g). Faktor: 1 t CO2 ergibt 2,27 t CaCO3. Für 1 t CO2 bräuchtest du theoretisch 1,27 t CaO.
  • Magnesium-Variante: 1 mol CO2 (44 g) + MgO (40 g) → MgCO3 (84 g). Mit natürlichen Silikaten (z. B. Forsterit, Mg2SiO4) gilt: etwa 1,6-2,5 t Gestein pro 1 t CO2, je nach Reinheit und Reaktionsgrad.
  • Ozeanische Alkalinität: 1 mol CO2 bindet netto 1 mol OH⁻ zu HCO₃⁻. Ca(OH)2 liefert 2 mol OH⁻ pro mol. Theoretisch ~0,84 t Ca(OH)2 pro 1 t CO2 - ohne Verluste.

So läuft es chemisch ab (ohne Formelkoller):

  1. CO2 löst sich in Wasser, bildet Kohlensäure (H2CO3), die zu Bicarbonat (HCO3⁻) und Karbonat (CO3²⁻) reagiert. Das Verhältnis hängt vom pH ab.
  2. Liegt genug Ca²⁺ oder Mg²⁺ vor und das Produkt aus [Ca²⁺]·[CO3²⁻] überschreitet die Löslichkeitsgrenze, fällt festes Carbonat aus - das ist Kalksteinbildung.
  3. Erhöht man die Alkalinität (z. B. durch Hydroxide), verschiebt man das Gleichgewicht zu Bicarbonat/Karbonat - das System kann mehr CO2 binden, ohne dass gleich Kalk ausfällt.

Wichtige Grenzen und Temperatureffekte:

  • Kinetik: Reaktionen mit frischem Basalt/Peridotit laufen schnell, mit dichten Silikaten deutlich langsamer. Wärme und feine Körnung beschleunigen.
  • CO₂-Teildruck: Höherer CO2-Druck (z. B. in tiefen Gesteinsschichten oder Autoklaven) fördert Karbonatisierung.
  • Ozean: Aragonit-Sättigung und biologische Kalzifikation reagieren empfindlich auf pH- und TA-Änderungen. Unbedachte Kalkfällung schadet eher.

Solide Primärquellen, die das untermauern: IPCC AR6 WGIII (2022) zu CDR-Optionen; National Academies (2022) zu ozeanbasiertem CDR; Matter et al., Science (2016) zur ultraschnellen Mineralisierung in Basalt (Carbfix); Xi et al., Nature Geoscience (2016) zur Betonkarbonatisierung im Lebenszyklus.

Optionen der CO2‑Bindung mit Karbonaten: was geht, was kostet, worauf du achten musst

Optionen der CO2‑Bindung mit Karbonaten: was geht, was kostet, worauf du achten musst

Die großen Linien sind vier Wege: Enhanced Weathering an Land, Ozean-Alkalinität, (ex‑/in‑situ) Mineralkarbonatisierung und Karbonatisierung von Zement/Beton. Alle zielen auf dasselbe chemische Ende - Carbonate -, unterscheiden sich aber bei Energie, Permanenz, Monitoring und Ökologie.

Enhanced Weathering (ERW): verwittern, aber schneller

Prinzip: Basische Silikatgesteine (Olivin, Basalt) werden gemahlen und auf Böden verteilt. Regenwasser löst Ionen; CO2 wird als gelöstes Bicarbonat in Flüsse und schließlich ins Meer getragen. Dauerhafte Bindung erfolgt, wenn die Ionen im Ozean als Bicarbonat verbleiben oder in Sedimenten landen.

  • Skalierung: Landwirtschaftliche Flächen bieten große Fläche, Streutechnik existiert.
  • Masseregel: 1 t CO2 braucht grob 1,6-2,5 t Gestein (Reinheit, Körnung, Klima).
  • Energie/Kosten: Mahlen kostet Energie; Schätzungen (2022) liegen häufig bei ~50-200 USD/t CO2, stark regionsabhängig.
  • Co-Benefits: pH-Pufferung saurer Böden, Nährstofffreisetzung (Mg, K), aber Risiko von Schwermetallen je nach Gestein - Analytik ist Pflicht.
  • Monitoring: Alkalinitäts- und DIC-Flüsse messen; Isotopen-Tracer (z. B. δ13C, 87Sr/86Sr) helfen, Signal vom Hintergrund zu trennen.

Ozean-Alkalinität (OAE): mehr Puffer, mehr CO2 im Meer

Prinzip: Alkalinität gezielt erhöhen (z. B. gelöste Carbonate, Hydroxide oder elektrochemisch erzeugte Laugen), damit das Meer zusätzliches CO2 als Bicarbonat aufnehmen kann. Wichtig: Nicht zu Kalk ausfällen - das wäre kontraproduktiv.

  • Masseregel: Theoretisch ~0,84 t Ca(OH)2 pro 1 t CO2. Real mehr, wegen Verlusten, Löslichkeit und Verteilung.
  • Risiken: Lokale pH-Spitzen, Biofouling an Ausleitungen, ungewollte Ausfällung; sorgfältige Dosierung und Durchmischung nötig.
  • Monitoring: Hochdichte Messnetze für TA, DIC, pH, pCO2; autonome Sensoren, Glider; Verifizierungsprotokolle sind 2024 im Aufbau.
  • Kosten: Aktuell sehr unsicher; grob 50-250 USD/t CO2 in Studienrahmen, stark abhängig von Material und Logistik.

Mineralkarbonatisierung: CO2 + Mineral → festes Carbonat

Ex-situ: Zerkleinertes Silikat reagiert im Reaktor mit konzentriertem CO2 (oft bei Druck/Temperatur). In-situ: CO2 wird in basaltische Formationen gepresst, wo es zu Carbonat ausmineralisiert.

  • Permanenz: Sehr hoch; festes Carbonat ist geologisch stabil.
  • Tempo: In Basalt kann es in Monaten bis wenigen Jahren gehen (Carbfix demonstrierte < 2 Jahre für signifikante Mineralisierung).
  • Energie: Druck, Wärme, Mahlen treiben Kosten; ex-situ oft >100 USD/t CO2; in-situ günstiger, aber standortgebunden.
  • Wasser: Reaktion braucht Wasser; in ariden Regionen limitierend.

Beton- und Zementkarbonatisierung: kleines, aber sofort nutzbares Puzzleteil

Frischer Beton kann bei der Härtung CO2 einlagern; bestehender Beton karbonatisiert langsam über Jahrzehnte. Das mindert zwar Dauerhaftigkeit der Bewehrung (Korrosionsrisiko), kann aber mit geeigneten Rezepturen und CO2-Curing kontrolliert genutzt werden.

  • Potenzial: Lebenszyklus-Karbonatisierung kann je nach Region ~20-25% der Kalzinierungs-Emissionen aus Klinker ausgleichen.
  • Skalierung: Durch Standards begrenzt, aber sofort in Bauteilen einsetzbar; kein Allheilmittel, eher „no-regret“.
Methode Prinzip Reaktionsbeispiel Permanenz Energiebedarf Typische Kosten (Studien 2022-2024) TRL Hauptrisiken
Enhanced Weathering Gestein mahlen, auf Böden streuen Ca/Mg-Silikat + CO2 + H2O → HCO3⁻ + gelöste Ionen Hoch (als gelöste Ionen/Sediment) Mahlanlage, Transport ~50-200 USD/t CO2 Demonstration Schwermetalle, Staub, Messbarkeit
Ozean-Alkalinität TA erhöhen, CO2 als HCO3⁻ binden CO2 + OH⁻ → HCO3⁻ Hoch (gelöst, langfristig) Materialherstellung, Dosierung ~50-250 USD/t CO2 (unsicher) Früh/Demo Lokale pH-Spitzen, Ausfällung
Ex-situ Karbonatisierung Reaktor + Druck/Temp MgO/CaO + CO2 → Carbonat Sehr hoch (fest) Hoch (Druck, Wärme, Mahlen) >100-300 USD/t CO2 Demo/Kommerzielle Nischen Energie, Kosten
In-situ (Basalt) CO2 injizieren, mineralisieren Basalt + CO2 + H2O → Carbonate Sehr hoch (Gestein) Mittel (Pumpe, Wasser) ~50-150 USD/t CO2 (standortabhängig) Demo/Frühe Kommerzialisierung Wasserbedarf, Standortwahl
Beton-Karbonatisierung CO2-Curing / Lebenszyklus Ca(OH)2 + CO2 → CaCO3 Mittel (Baustoff) Niedrig-mittel 20-100 USD/t CO2 (pro Projekt) Kommerziell in Teilen Materialnormen, Korrosionsrisiko

Quellenrahmen: IPCC AR6 WGIII (2022), National Academies (2022), Matter et al., Science (2016), Xi et al., Nat Geosci (2016), sowie neuere Tech-Reviews 2020-2024. Werte sind Spannbreiten aus Studien und Projekten, nicht als Preislisten zu lesen.

Heuristiken und Fallstricke, die dir Zeit sparen

  • Wenn Kalk ausfällt, prüfe, ob CO2 im Wasser steigt. Kalkfällung im Meer ist selten eine CO2-Senke.
  • Permanenz-Regel: Festes Carbonat im Gestein > gelöstes Bicarbonat im Ozean > CO2 in Biomasse. Aber: Gelöstes Bicarbonat kann über Jahrhunderte stabil sein.
  • Lebenszyklus zuerst: Jede Tonne Gestein, die du mahlst, hat einen Energie-Fußabdruck. Ohne sauberen Strom schrumpft die Netto-Senke.
  • Auflösung schlägt Ausfällung: Wenn du Alkalinität erzeugst, priorisiere vollständige Lösung und gute Durchmischung.
  • Messen oder lassen: Ohne TA/DIC/pH-Messplan ist Verifizierung kaum glaubwürdig.
Praxis: Rechenregeln, Beispiele, Checklisten, Mini‑FAQ und nächste Schritte

Praxis: Rechenregeln, Beispiele, Checklisten, Mini‑FAQ und nächste Schritte

Hier kommt das Handwerkszeug, mit dem du echte Projekte strukturierst - egal ob Forschung, Kommune oder Industrie. Ich schreibe das aus dem Alltag zwischen Laborberichten, Bauhof-Terminen am Rhein und „Mama, was ist eigentlich Kreide?“ von Julina.

Schnelle Rechenregeln (Faustformeln)

  • CO2 → CaCO3: 1 t CO2 → 2,27 t CaCO3.
  • CO2 → Ca(OH)2 (OAE): 1 t CO2 → ~0,84 t Ca(OH)2 (theoretisch), real 1,0-1,3 t inkl. Verluste/Logistik.
  • CO2 → Olivin (ERW): 1 t CO2 → 1,6-2,5 t Gestein (Klima, Korn, Reinheit).
  • Ex-situ Reaktor: Für 1 t CO2 rechne grob mit 50-150 kWh Prozessenergie plus Mahlen (weit variabel).
  • Monitoringbedarf: Budgetiere mindestens 5-15% der Projektkosten für Messung und Verifizierung.

Beispiele aus der Praxis

  • Basalt + CO2 in Island: In tiefem Basalt mineralisierte CO2‐Lösungen bildeten binnen Monaten Carbonate (Matter et al., 2016). Schlüssel: Wasser, Reaktionsfläche, geochemisches Matching.
  • Beton-Curing mit CO2: Fertigteilwerke dosieren CO2 in die Aushärtungskammer. Ergebnis: dichtere Mikrostruktur, wenige kg bis zig kg CO2 pro m³ Beton, je nach Rezeptur; Normen und Dauerhaftigkeit beachten.
  • ERW auf Acker: Basaltmehl auf saure Böden in feuchtem Klima zeigt beschleunigte Verwitterung; Co-Benefits wie pH-Anhebung können Erträge stabilisieren. Schlechte Idee: ultrafein in windigen, trockenen Regionen ohne Staubschutz.

Checkliste: Bin ich bereit für ein Karbonat‑CDR‑Pilot?

  • Ziel klar? (Permanenz, Menge/Jahr, Dauer)
  • Strommix sauber genug? (CO2-intensität < 200 g/kWh anpeilen für Mahlen/Prozess)
  • Rohstoff-Analyse vorliegend? (Mineralogie, Schwermetalle, Löslichkeit)
  • Standort-Ökologie bewertet? (Wasser, Boden, Ozeanbiologie)
  • Monitoring-Plan geschrieben? (TA/DIC/pH, Isotope, Flussmessungen, Baseline)
  • Genehmigungen geklärt? (Wasserrecht, Abfall/Vorprodukt, Emissionshandel/Anrechenbarkeit)
  • Lebenszyklus gerechnet? (ISO-konforme LCA, Unsicherheiten)

Mini‑FAQ

  • Bindet Kalksteinabbau CO2? - Nein. Das Ausgraben von CaCO3 allein bindet nichts; bei der Zementherstellung wird sogar CO2 frei. CO2 bindet erst, wenn Carbonate neu entstehen oder Alkalinität erhöht wird.
  • Ist gelöstes Bicarbonat „sicher“? - Über Jahrhunderte ja, solange keine großflächige Degasung stattfindet. TA hält CO2 als HCO3⁻ im System.
  • Warum nicht einfach mehr Muscheln züchten? - Biogene Kalzifikation setzt netto eher CO2 frei (TA sinkt). Ökosystemleistungen sind wertvoll, aber keine verlässliche Senke.
  • Kann ich Bauabfälle karbonatisieren? - Ja, karbonatisierbare Fraktionen (z. B. Betonbruch) können CO2 aufnehmen. Prüfe Korngröße, Feuchte, Reinheit und Normen.
  • Was ist der größte Messfehler? - Hintergrundvariabilität. Ohne Baselines erscheinen „Senkensignale“, die natürliche Schwankungen sind.

Entscheidungshilfe in Worten

  • Hast du viel geeigneten Fels, Landfläche und sauberen Strom? → Starte mit ERW‑Piloten und engmaschigem Monitoring.
  • Hast du Zugang zu Basaltformationen und Wasser? → Prüfe in‑situ‑Mineralisierung mit konservativer Injektionsrate und Rückhaltemonitoring.
  • Arbeitest du in der Zement-/Betonlinie? → Implementiere CO2‑Curing dort, wo Normen es zulassen, und erfasse Mengen transparent.
  • Bist du küstennah mit guter Messtechnik? → OAE nur mit kleinen Dosen, guter Durchmischung und offenem Daten‑Monitoring.

Nächste Schritte je nach Rolle

  • Forschung/Uni: Baue Messketten für TA/DIC/pH; publiziere vollständige Baselines; teile Rohdaten offen.
  • Kommunen/Region: Identifiziere rohstoffnahe Flächen, schreibe Leitfäden zu Genehmigungen und Monitoring, nutze Reallabore.
  • Industrie/Startups: Fokussiere auf Lebenszyklus‑Optimierung (Energie, Logistik), sichere Abnahme/Anrechnung, wähle frühe, einfache Use‑Cases.
  • Finanzierer: Verlange MRV‑Pläne (Measurement, Reporting, Verification) und konservative Unsicherheitsbehandlung.

Troubleshooting: typische Stolpersteine

  • pH‑Spitzen in OAE: Verdünnen, mehrere kleine Ausleitungen, Online‑Sensoren mit Rückkopplung.
  • Langsame Verwitterung (ERW): Gröberes Korn? Dann Zeit geben. Sonst feiner mahlen, aber nur mit grünem Strom; warm‑feuchte Flächen priorisieren.
  • Unerwartete Ausfällung: Ionenbilanz prüfen (Ca²⁺/Mg²⁺), organische Liganden, Temperatur; Dosis anpassen.
  • LCA fällt schlecht aus: Hotspots identifizieren (Mahlen, Transport), auf Bahn/Schiff verlagern, erneuerbaren Strom sichern.
  • Akzeptanzproblem: Früh und transparent kommunizieren, Daten veröffentlichen, unabhängige Begleitung einbinden.

Wer Zahlen liebt, behält drei Kernpunkte: Chemie und Stöchiometrie sind auf unserer Seite, aber Energie und Materialflüsse bestimmen die Netto-Senke. Permanenz ist bei festen Carbonaten unschlagbar, doch gelöste Bicarbonate sind ein mächtiger, oft unterschätzter Puffer. Und: Ohne gutes Monitoring bleibt jede Senke nur eine Behauptung.

Stand der Wissenschaft: robust in der Chemie, aktiv in der Umsetzung. 2025 ist das Jahr, in dem Projekte weniger versprechen und mehr messen sollten - auch hier in Mainz, zwischen Kreide in Klassenzimmern und den Sedimenten des Rheins.

6 Kommentare

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    Ch Shahid Shabbir

    August 31, 2025 AT 20:30

    Die Stöchiometrie ist sauber dargestellt, aber wer rechnet eigentlich die Energiebilanz des Mahlens mit ein? 2,5 Tonnen Gestein pro Tonne CO2 – das ist kein „green tech“, das ist ein Bergbau-Upgrade mit Betonmischer. Und wenn das Mahlen mit Diesel-Lastwagen stattfindet, ist die Netto-Senke negativ. Wer sagt, dass ERW funktioniert, vergisst den Lebenszyklus.

    Ich hab’s in der Schweiz gesehen: Basaltmehl auf alpinen Weiden – sauber, aber die Messung der TA-Steigerung ist ein Witz. Kein Sensor, kein Isotopen-Tracking, nur Hoffnung. Das ist keine Wissenschaft, das ist Marketing mit Steinen.

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    Caspar Commijs

    September 2, 2025 AT 05:52

    Ja klar, „Mineralkarbonatisierung“ – wie immer, wenn die Chemie zu kompliziert wird, erfinden die Leute ein neues Wort für „Kalkstein machen“. Aber wer bezahlt das? Die Steuerzahler? Die EU-Subventionen? Und wer garantiert, dass das Zeug nicht in 50 Jahren wieder freigesetzt wird, weil irgendwer ein Tunnel bohrt?

    Ich hab’s gewusst: Die Klima-Lobby will uns mit Steinpulver ablenken, während sie weiterhin Windräder in Norwegen bauen und den Strom hierher exportieren. Das ist keine Lösung, das ist kolonialer Klima-Ablass. Und die „wissenschaftlichen Quellen“? Die sind alle von Leuten, die Fördergelder kriegen. Klar, dass die alles als „möglich“ verkaufen.

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    Charlotte Ryngøye

    September 3, 2025 AT 16:15

    Interessant, dass niemand erwähnt, dass Ozean-Alkalinität praktisch eine geoengineering-Form der Verschmutzung ist. Wir pumpten einfach mehr OH⁻ ins Meer, als ob das Ozean-System ein Kübel wäre, den man mit Natronlauge auffüllen kann. Und dann wundern wir uns, wenn Korallen sterben?

    Und die „Faustformeln“? 0,84 t Ca(OH)2 pro t CO2? Das ist, als würde man sagen, „ein Liter Benzin fährt 15 km“ – ohne zu erwähnen, dass das Benzin aus Erdöl kommt, das man mit 1000x mehr Energie fördern muss. Wer das ernsthaft als Lösung verkauft, hat nie eine LCA gelesen. Oder ignoriert sie bewusst.

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    Erling Jensen

    September 4, 2025 AT 12:01

    Ich hab mal in einem Labor in Trondheim gearbeitet, wo sie Basalt mit CO2 besprüht haben. Funktioniert. Aber die Anlage brauchte mehr Strom als ein ganzes Dorf. Und die Wissenschaftler haben sich geweigert, die Daten zu veröffentlichen – „wegen Patente“. Ich glaube nicht an „wissenschaftliche Transparenz“ mehr. Irgendwer verkauft das, und wir zahlen die Rechnung.

    Und wenn du sagst, „feste Carbonate sind sicher“ – ja, bis jemand ein Erdbeben auslöst. Oder ein Krieg. Oder ein Konzern. Alles, was unter der Erde ist, ist nicht sicher. Nur die Luft ist frei. Und die wird immer dreckiger.

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    Christer Nordvik

    September 6, 2025 AT 07:17

    Ich find’s cool, dass jemand endlich mal die Chemie einfach erklärt hat – ohne dass man Doktor werden muss, um’s zu verstehen. 😊

    Die Idee mit dem Beton-Curing finde ich besonders praktisch. Ich hab in Oslo einen neuen Bau gesehen, da wurde CO2 direkt in die Betonplatten gepumpt. Hatte sogar einen kleinen Aufkleber drauf: „CO2 gebunden“. Hat mich gefreut. Vielleicht ist das der Weg: kleine, sichtbare Lösungen, die man im Alltag sieht – nicht nur in Papieren von IPCC.

    Und ja, Monitoring ist wichtig. Aber fang doch einfach an. Mach ein kleines Projekt. Mess was. Zeig’s. Das ist besser als nur zu warten, bis alles perfekt ist.

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    Astrid Aagjes

    September 6, 2025 AT 13:47
    eigentlich ist das alles viel einfacher als es klingt: wenn du kalkstein abbauhst, gibts co2 raus, wenn du kalkstein machst, nimmts co2 auf. punkt. die ganzen worte und zahlen sind nur um uns zu verwirren.

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