Wie Sie generische Hersteller und Pillenoptik vergleichen: Ein praktischer Leitfaden

Wie Sie generische Hersteller und Pillenoptik vergleichen: Ein praktischer Leitfaden
Henriette Vogelsang 10 November 2025 0 Kommentare

Wenn Sie ein generisches Medikament abholen, sieht es oft anders aus als das, was Sie vorher eingenommen haben. Die Farbe ist anders, die Form ist anders, sogar die Aufschrift auf der Tablette ist neu. Das kann beunruhigend sein - besonders wenn Sie das Medikament täglich brauchen. Aber ist das ein Problem? Nein. Es ist normal. Und hier erfahren Sie, wie Sie zwischen verschiedenen Herstellern und Pillenvarianten sicher unterscheiden können - ohne Angst vor falschen Medikamenten oder vermindertem Effekt.

Warum sehen generische Pillen so unterschiedlich aus?

Generische Medikamente enthalten genau denselben Wirkstoff wie das Originalpräparat. Das ist gesetzlich vorgeschrieben. In Deutschland, den USA oder der EU muss ein generisches Medikament bioäquivalent sein: Es wird im Körper genauso aufgenommen und wirkt genauso stark wie das Markenprodukt. Die FDA in den USA prüft das mit strengen Tests: Die Konzentration im Blut darf nur zwischen 80 % und 125 % des Originals schwanken. Bei empfindlichen Medikamenten wie Schilddrüsenhormon oder Blutverdünner ist der Bereich sogar enger: 90 % bis 111 %.

Aber die Farbe? Die Form? Die Aufschrift? Die dürfen anders sein. Warum? Weil Gesetze das so vorschreiben. Markenhersteller haben Patente auf ihre Pillenform - die Farbe, die Form, das Logo. Wenn ein Generika-Hersteller genau dieselbe Tablette nachmachen würde, wäre das Urheberrechtsverletzung. Deshalb müssen generische Hersteller ihre Pillen anders gestalten. Das ist kein Zeichen für schlechtere Qualität. Es ist reine Legalität.

Wie identifizieren Sie eine Tablette richtig?

Jede verschreibungspflichtige Tablette in den USA und Europa muss eine eindeutige Aufschrift tragen. Das ist keine Option - es ist Gesetz. Diese Aufschrift, oft aus Buchstaben und Zahlen, ist Ihr wichtigstes Werkzeug. Sie ist wie eine Seriennummer für die Tablette. Farbe und Form können sich ändern, aber die Aufschrift bleibt bei einem bestimmten Wirkstoff und einer bestimmten Dosis gleich - solange der Hersteller gleich bleibt.

Beispiel: Eine 10 mg Lisinopril-Tablette von Teva trägt die Aufschrift „L 10“. Eine von Mylan trägt „M 10“. Beide enthalten genau 10 mg Lisinopril. Beide wirken gleich. Aber die Aufschrift ist anders. Wenn Sie die Aufschrift kennen, können Sie sicher sein, dass Sie das richtige Medikament einnehmen - egal welcher Hersteller es herstellt.

Nutzen Sie kostenlose Tools wie die Pill Identifier-Funktion von Drugs.com. Dort können Sie Farbe, Form und Aufschrift eingeben - und bekommen sofort die passende Tablette angezeigt. Viele Apotheken haben diese Daten auch in ihren Systemen. Fragen Sie einfach: „Können Sie mir zeigen, welche Tablette das ist?“

Welche Hersteller gibt es und wie unterscheiden sie sich?

Nicht alle Generika-Hersteller sind gleich. Es gibt große Player wie Teva, Mylan (jetzt Teil von Viatris), Sandoz und Hikma. Teva ist mit einem Umsatz von 16,3 Milliarden US-Dollar 2023 der größte Hersteller weltweit. Sandoz, ein Spin-off von Novartis, ist besonders stark bei komplexen Formulierungen wie Inhalatoren oder Injektionen.

Was macht den Unterschied? Zwei Dinge: Qualität und Konsistenz. Einige Hersteller haben strengere interne Kontrollen. Sie produzieren weniger Variationen zwischen den Chargen. Das ist besonders wichtig bei Medikamenten mit engem Wirkstofffenster - wie Warfarin, Levothyroxin oder Lamotrigin. Hier kann eine kleine Änderung in der Aufnahme tatsächlich zu Nebenwirkungen führen. Deshalb empfehlen Ärzte oft: Bleiben Sie beim gleichen Hersteller, wenn Sie solche Medikamente einnehmen.

Auch die Preisentwicklung zeigt, wie der Markt funktioniert: Wenn erst ein Hersteller eine Generika-Version auf den Markt bringt, kostet sie etwa 80 % des Originalpreises. Mit zehn oder mehr Herstellern fällt der Preis auf 15-20 %. Aber: Je mehr Hersteller, desto größer die Variation in der Pillenoptik. Das erhöht das Risiko, dass Patienten glauben, sie hätten das falsche Medikament bekommen.

Drei verschiedene Generika-Pillen mit leuchtenden Herstellerbezeichnungen, umgeben von bioäquivalenten Datenströmen.

Wann sollten Sie besondere Vorsicht walten lassen?

Nicht alle Medikamente sind gleich. Bei Medikamenten mit engem Wirkstofffenster (NTID - Narrow Therapeutic Index Drugs) ist die Dosis kritisch. Zu wenig wirkt nicht. Zu viel kann gefährlich sein. Dazu gehören:

  • Levothyroxin (Schilddrüsenhormon)
  • Warfarin (Blutverdünner)
  • Lamotrigin (Antiepileptikum)
  • Cyclosporin (Immunsuppressivum)
  • Phenytoin (Antiepileptikum)
Bei diesen Medikamenten ist es nicht nur ratsam, sondern oft notwendig, beim gleichen Hersteller zu bleiben. Die FDA empfiehlt hier „dispense as written“ (DAW-1) - also keine Substitution durch den Apotheker. Wenn Sie eines dieser Medikamente einnehmen, fragen Sie Ihren Arzt: „Darf ich das generische Medikament wechseln?“ Und fragen Sie Ihren Apotheker: „Welcher Hersteller ist das?“ Notieren Sie sich das - und halten Sie es bei jeder neuen Abholung fest.

Was tun, wenn die Tablette plötzlich anders aussieht?

Wenn Sie Ihre Tablette abholen und sie anders aussieht als zuletzt - nicht panikieren. Aber auch nicht einfach einnehmen, ohne zu prüfen.

Folgen Sie diesen drei Schritten:

  1. Prüfen Sie die Aufschrift auf der Tablette. Stimmt sie mit der vorherigen überein? Wenn ja - wahrscheinlich nur ein anderer Hersteller.
  2. Sehen Sie sich das Etikett an. Steht der Herstellername darauf? Meistens ja: „Teva“, „Mylan“, „Sandoz“.
  3. Fragen Sie den Apotheker: „Ist das das gleiche Medikament, nur von einem anderen Hersteller?“
Viele Patienten glauben, sie hätten ein falsches Medikament bekommen - dabei ist es nur ein anderer Generika-Hersteller. Ein Survey von Consumer Reports ergab: 41 % der Patienten machen sich Sorgen, wenn die Pillenoptik wechselt. 18 % fragen den Apotheker danach. Das ist genau die richtige Reaktion.

Patient scannt Tablette mit Smartphone, AR-Overlay zeigt Übereinstimmung, Angst verwandelt sich in Licht.

Wie Sie Ihre Medikamentenliste organisieren

Ein einfacher Trick verhindert viele Verwirrungen: Machen Sie eine persönliche Medikamentenliste. Notieren Sie für jedes Medikament:

  • Wirkstoff und Dosis (z. B. „Lisinopril 10 mg“)
  • Herstellername (z. B. „Teva“)
  • Aufschrift auf der Tablette (z. B. „L 10“)
  • Farbe und Form (z. B. „weiß, rund, unbeschichtet“)
Fügen Sie ein Foto der Tablette hinzu - mit Ihrem Handy. So haben Sie einen klaren Vergleich, wenn Sie das nächste Mal abholen. Viele Apotheken bieten digitale Medikamentenpläne an - fragen Sie danach. Diese Listen helfen nicht nur Ihnen, sondern auch Ärzten und Notfallpersonal.

Was ist mit „authorised generics“?

Manchmal sieht ein Generikum aus wie das Original - und hat sogar denselben Namen. Wie ist das möglich? Dann handelt es sich um eine „authorised generic“. Das ist kein Trick. Es ist ein Originalpräparat, das vom Markenhersteller selbst als unmarkierte Version verkauft wird. Zum Beispiel: Wenn Pfizer seine eigene Lisinopril-Tablette ohne Marke an einen Generika-Händler liefert. Diese Version ist identisch mit dem Original - Farbe, Form, Aufschrift, alles gleich. Sie ist oft günstiger als das Markenprodukt, aber teurer als andere Generika.

Wenn Sie eine Tablette sehen, die genau wie das Original aussieht, aber günstiger ist - prüfen Sie den Hersteller. Wenn es der Markenhersteller selbst ist, ist das eine authorised generic. Kein Problem. Im Gegenteil: Eine gute Wahl.

Was bedeutet das für Sie als Patient?

Sie brauchen keine Angst vor generischen Medikamenten zu haben. Sie sind sicher, wirksam und erschwinglich. 90 % aller verschriebenen Medikamente in den USA sind Generika - und sie funktionieren genauso gut wie die Markenprodukte. Studien mit Millionen von Patienten zeigen: Keine signifikanten Unterschiede in der Wirksamkeit - außer bei engen Wirkstofffenstern.

Ihre Aufgabe als Patient: Lernen Sie, Ihre Pillen zu erkennen. Notieren Sie Aufschrift, Hersteller und Aussehen. Fragen Sie beim Wechsel nach. Nutzen Sie Apps wie Drugs.com. Und vertrauen Sie auf die Regulierungsbehörden - FDA, EMA, BfArM - sie prüfen streng.

Die größte Gefahr ist nicht das Generikum. Die größte Gefahr ist die Angst vor Veränderung. Wenn Sie wissen, wie man es prüft, wird diese Angst verschwinden - und Sie sparen dabei jedes Jahr hunderte Euro.