Colorectal Polyp Types: Adenome vs. serratierte Läsionen - Was Sie wissen müssen

Colorectal Polyp Types: Adenome vs. serratierte Läsionen - Was Sie wissen müssen
Henriette Vogelsang 12 November 2025 15 Kommentare

Was sind Dickdarmpolypen und warum sind sie wichtig?

Dickdarmpolypen sind kleine, ungewöhnliche Wucherungen an der Innenseite von Darm oder Enddarm. Fast jeder Dritte bis zur Hälfte aller Menschen über 60 hat mindestens einen solchen Polypen - das sagt die American Cancer Society aus dem Jahr 2023. Die meisten sind harmlos. Aber einige können sich im Laufe der Jahre zu Krebs entwickeln. Deshalb ist es entscheidend, sie zu erkennen und zu entfernen, bevor es zu spät ist.

Nicht alle Polypen sind gleich. Es gibt zwei Haupttypen, die medizinisch unterschiedlich behandelt werden: Adenome und serratierte Läsionen. Beide gelten als vor Krebs stehend, aber sie wachsen anders, sehen anders aus und verstecken sich oft unterschiedlich gut bei der Darmspiegelung.

Adenome: Die klassischen Vorläufer von Darmkrebs

Adenome machen etwa 70 % aller Dickdarmpolypen aus. Sie entstehen durch eine Fehlregulation der Zellteilung in der Darmwand. Unter dem Mikroskop zeigen sie eine charakteristische Struktur - meist tubulär, manchmal auch villös oder mischformig.

  • Tubuläre Adenome (70 % aller Adenome): klein, röhrenförmig, niedriges Krebsrisiko. Wenn sie kleiner als 0,5 cm sind, liegt das Krebsrisiko unter 1 %.
  • Tubulovillöse Adenome (15 %): Mischform. Das Risiko steigt mit dem Anteil an villösen Anteilen.
  • Villöse Adenome (15 %): flach, breit, schwer zu entfernen. Sie haben das höchste Krebsrisiko - besonders wenn sie größer als 1 cm sind. Dann liegt die Wahrscheinlichkeit, dass bereits Krebszellen vorhanden sind, bei 10-15 %.

Größe ist entscheidend. Ein Polyp von 2 cm hat ein viel höheres Risiko als einer von 0,3 cm. Auch die Form zählt: Villöse Anteile erhöhen das Krebsrisiko um 25-30 % im Vergleich zu rein tubulären Adenomen gleicher Größe.

Serratierte Läsionen: Die unauffälligen Täter

Serratierte Läsionen sind weniger häufig - sie machen nur 20-30 % der Polypen aus. Aber sie sind verantwortlich für 20-30 % aller Darmkrebsfälle. Warum? Weil sie schwer zu erkennen sind und oft im oberen Darm, also im Blinddarm oder aufsteigenden Darm, sitzen.

Es gibt drei Arten:

  • Hyperplastische Polypen: Meistens harmlos, besonders wenn sie im unteren Darm vorkommen. Ihr Krebsrisiko liegt bei nahezu 0 %.
  • Sessile serrate adenomas/polyps (SSA/Ps): Die gefährlichste Form. Sie sehen unter dem Mikroskop wie eine Sägekante aus - daher der Name "serratiert". Sie sind flach, breit und wachsen ohne Stiel. Bei 13 % dieser Polypen findet man bereits hochgradige Vorstufen oder sogar Krebs - fast genauso oft wie bei Adenomen.
  • Traditionelle serrate Adenome (TSAs): Seltener, aber auch vor Krebs stehend. Sie haben oft eine erhabene Form und kommen häufig im unteren Darm vor.

SSA/Ps sind besonders heimtückisch. Sie wachsen langsam, verändern sich subtil und entgehen oft der Darmspiegelung. Eine Studie aus 2016 zeigte: 68 % aller SSA/Ps liegen oberhalb der Milzbeuge - genau dort, wo die Endoskopie am schwierigsten ist.

Anime-Stil: Endoskop kämpft gegen einen flachen, zackigen Polypen mit holografischen AI-Hinweisen im Darm.

Warum sind serratierte Läsionen schwer zu finden?

Die Form macht den Unterschied. Polypen mit Stiel (pedunkuliert) ragen deutlich in den Darmkanal hinein - sie sind leicht zu sehen und zu entfernen. Sessile Polypen wachsen flach auf der Darmwand auf. Flat Polypen liegen sogar ganz mit der Wand bündig - fast unsichtbar.

Bei sessilen und flachen Polypen liegt die "Miss-Rate" - also die Rate, mit der sie übersehen werden - bei 2-6 %. Das ist doppelt so hoch wie bei polypösen Formen. Besonders bei SSA/Ps ist das ein Problem: Sie haben oft eine matte, gelbliche Oberfläche und keine klaren Ränder. Selbst erfahrene Endoskopiker übersehen sie manchmal.

Neue Technologien helfen. Seit 2022 gibt es KI-gestützte Systeme wie GI Genius, die während der Darmspiegelung live auf den Bildschirm hinweisen, wenn etwas verdächtig aussieht. Studien zeigen: Diese Systeme erhöhen die Erkennungsrate von Adenomen um 14-18 %. Sie helfen auch bei der Erkennung von SSA/Ps - aber nicht perfekt.

Wie wird ein Polyp behandelt?

Die einzige sichere Behandlung ist die vollständige Entfernung während der Darmspiegelung. Das nennt man Polypektomie. Bei kleinen, gut sichtbaren Adenomen unter 2 cm gelingt das in 95-98 % der Fälle.

Bei großen, flachen SSA/Ps ist das schwieriger. Die Erfolgsrate sinkt auf 80-85 %. Warum? Weil sie nicht einfach abgeschnitten werden können - sie müssen mit einer speziellen Technik (wie der EMR oder ESD) abgetragen werden, um alle kranken Zellen zu entfernen. Wenn Teile zurückbleiben, kann sich der Polyp regenerieren und weiterwachsen.

Wichtig: Der Pathologe prüft das entfernte Gewebe. Die wichtigste Frage lautet: Ist der Polyp komplett entfernt? Und enthält er Krebszellen? Wenn ja, muss oft eine weitere Operation folgen.

Anime-Stil: Protagonist hält einen Stuhl-Test, der molekulare Mutationen als leuchtende Wege projiziert.

Was passiert nach der Entfernung?

Nach der Polypenentfernung folgt eine Nachsorge. Die Intervalle unterscheiden sich je nach Polypentyp und Größe.

  • Bei einem kleinen tubulären Adenom (<1 cm) ohne Hochrisikomerkmale: Wiederholung in 7-10 Jahren.
  • Bei einem großen Adenom (>1 cm), mit villösen Anteilen oder Hochgradiger Dysplasie: Wiederholung in 3 Jahren.
  • Bei einem SSA/P ≥1 cm: In den USA wird eine Wiederholung in 3 Jahren empfohlen. In Europa, etwa nach den Leitlinien der European Society of Gastrointestinal Endoscopy, reicht oft ein Intervall von 5 Jahren - weil die Progression hier langsamer zu sein scheint.
  • Bei mehreren SSA/Ps oder wenn ein SSA/P mit Dysplasie gefunden wurde: Jede 3 Jahre überprüfen.

Wer einmal einen serratierten Polypen hatte, hat ein 1,5- bis 2,5-fach erhöhtes Risiko, später Darmkrebs zu bekommen - aber: Die meisten Menschen mit diesen Polypen entwickeln nie Krebs. Die Entfernung verhindert fast immer den Fortschritt.

Was sagt die Forschung für die Zukunft?

Die Zukunft liegt in der Molekularbiologie. Adenome entstehen meist durch Mutationen im APC-Gen - das ist der klassische Weg. Serratierte Läsionen folgen einem anderen Pfad: Sie zeigen Mutationen im BRAF-Gen und eine starke Methylierung der DNA (CIMP-Phänomen). Diese Unterschiede erklären, warum sie anders wachsen und anders behandelt werden müssen.

Ab 2025 wird es wahrscheinlich Standard sein, Polypen nicht nur nach Form, sondern nach genetischem Profil einzustufen. Forscher arbeiten an Blut- oder Stuhltests, die vorhersagen können, welcher Polyp sich wirklich zu Krebs entwickeln wird. Das könnte die Zahl der unnötigen Nachuntersuchungen um 20-30 % senken - das sind jährlich über 1,3 Millionen Darmspiegelungen in den USA allein.

Ein weiterer Trend: Früherkennung bei jüngeren Menschen. Seit 2010 sinkt die Darmkrebsrate bei über 55-Jährigen - dank Screening. Aber bei unter 50-Jährigen steigt sie jährlich um 2 %. Warum? Vielleicht liegen die Ursachen in der Ernährung, im Mikrobiom oder in genetischen Faktoren. Die Forschung ist noch am Anfang.

Was können Sie tun?

Die beste Vorsorge ist regelmäßige Darmspiegelung. In Deutschland wird sie ab 50 Jahren empfohlen. Wer Risikofaktoren hat - wie familiäre Vorerkrankung, chronische Darmentzündung oder frühere Polypen - sollte früher anfangen.

Wenn Sie Symptome haben: Blut im Stuhl, unerklärliche Anämie, Veränderungen der Stuhlgewohnheiten, Bauchschmerzen - lassen Sie sich untersuchen. Aber: Die meisten Polypen verursachen keine Symptome. Deshalb ist Screening so wichtig.

Kein Polyp ist ein Todesurteil. Er ist ein Warnsignal - und mit der richtigen Behandlung ein vollständig beherrschbares Problem. Die Medizin hat in den letzten 20 Jahren enorme Fortschritte gemacht. Was früher ein Tumor war, ist heute ein entfernter Polyp - und das ist ein Erfolg.

15 Kommentare

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    Cherie Schmidt

    November 14, 2025 AT 19:53
    Ich hab letzte Woche meinen Polypen entfernen lassen und dachte, das ist jetzt erledigt. Aber nein, jetzt kommt die Nachsorge-Show mit 3-Jahres-Checkups. Ich fühle mich wie ein Laborrat, der immer wieder in den Käfig gesteckt wird. Und die Ärzte reden so, als wär’s ein kleiner Pickel. Es ist nicht nur ein Polyp, es ist ein ständiger Begleiter, der dich daran erinnert: Du bist nicht mehr gesund, du bist nur noch beobachtet.
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    Ronja Salonen

    November 15, 2025 AT 02:29
    ich find das so wichtig dass man das weiss ich hab vor 2 jahren nen ssap gefunden und dachte das is doch nur ne kleine unregelmassigkeit aber dann kam die nachricht dass das risko höher is als gedacht und ich war am heulen. jetzt check ich jedes jahr und hab keine angst mehr weil man halt weiss was man hat. bleibt dran leute!
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    Trish Krause

    November 15, 2025 AT 17:54
    Ach ja, natürlich. Weil wenn man nicht jeden Millimeter Darm mit KI-überwacht, dann ist man ja ein medizinischer Analphabet. Werden wir bald alle mit Endoskopie-Sensoren im Unterleib geboren? Und wer bezahlt die 1,3 Millionen unnötigen Untersuchungen? Ich? Nein, meine Steuern. Danke, Medizinische Industrie, für das perfekte Geschäftsmodell: Angst verkaufen, dann nachsorgen, dann nochmal nachsorgen. Und wenn’s doch Krebs wird? Na, dann war’s eben nicht früh genug erkannt. Genial.
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    Lea Mansour

    November 16, 2025 AT 10:10
    Es ist unverzeihlich, dass in deutschen Leitlinien noch immer ein 5-Jahres-Intervall bei SSA/P akzeptiert wird. Die amerikanischen Richtlinien sind seit 2020 klar: 3 Jahre. Wer hier mit europäischer Trägheit argumentiert, gefährdet systematisch Leben. Es ist keine Frage der Kosten, es ist eine Frage der Ethik. Wer sich nicht an die neuesten Studien hält, handelt fahrlässig.
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    Kerstin Klein

    November 16, 2025 AT 22:09
    Die westliche Medizin hat sich in einem Zirkus aus Diagnosen und Überwachung verloren. Wir haben nicht mehr das Leben im Blick, sondern die Daten. Der menschliche Körper ist kein Algorithmus, der manuell kalibriert werden muss. Wer glaubt, dass ein Polyp durch eine KI erkannt werden kann, hat die Natur nicht verstanden. Die Natur heilt, nicht die Maschine. Die Darmwand kennt keine Pixel, sie kennt nur Leben. Und dieses Leben sollte man respektieren, nicht überwachen.
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    hilde kinet

    November 18, 2025 AT 18:21
    ich hab mal nen polypen gehabt und der doc hat gesagt es is nix aber dann war es trotzdem ne ssap und ich hab jahre lang angst gehabt weil keiner mir gesagt hat dass die so heimtückisch sind und jetzt hab ich noch zwei mehr und ich weiss nicht ob ich nochmal ne spiegelung aushalte weil ich mich wie ein kranker fisch fühle der immer wieder aus dem wasser geholt wird nur damit man ihn anschaut und dann wieder reinwirft
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    max whm

    November 19, 2025 AT 19:44
    Die Erkennungsrate von SSA/P beträgt laut Studien 72-78 %. Die Miss-Rate liegt bei 22-28 %. Die EMR-Technik hat eine Komplettektomie-Rate von 83 %. Die Rezidivrate nach unvollständiger Entfernung liegt bei 18-25 %. Keine emotionalen Wertungen. Fakten.
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    Bastian Sucio Bastardo

    November 20, 2025 AT 10:32
    Interessant, wie die Medizin sich immer mehr in eine pseudo-wissenschaftliche Maschinerie verwandelt. KI-gestützte Systeme? Das ist kein Fortschritt, das ist eine Abkehr von der klinischen Intuition. Wer den Darm nicht mit den Augen, sondern mit Algorithmen betrachtet, verliert die menschliche Dimension. Die Natur hat keine Pixel. Sie hat Rhythmen. Und diese Rhythmen werden durch die Überdiagnostik zerstört. Wir behandeln nicht mehr Krankheiten, wir behandeln Datenpunkte.
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    Jim Klein

    November 21, 2025 AT 04:55
    Ich hab das Gefühl, wir alle sind irgendwie in dieser Geschichte gefangen. Nicht weil wir Angst haben, sondern weil wir endlich begreifen: Gesundheit ist kein Zustand, sondern ein Prozess. Jeder Polyp ist kein Feind, sondern ein Zeichen. Ein Zeichen, dass unser Körper versucht, uns etwas zu sagen. Und wenn wir ihm zuhören, wirklich zuhören, dann wird die Angst zu Respekt. Und Respekt ist der erste Schritt zur Heilung.
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    Marion Fabian

    November 21, 2025 AT 12:38
    wait aber was ist mit den jungen leuten? ich bin 42 und hab nen ssap und keiner hat mir gesagt dass das bei unter 50 immer häufiger wird. warum wird das nicht in den medien gesagt? ich hab meinen freund gezwungen sich untersuchen zu lassen und er hatte auch nen! warum ist das kein großes thema?!
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    Astrid Segers-Røinaas

    November 22, 2025 AT 14:22
    Ich hab letzte Woche meinen Polypen entfernen lassen und dachte, das ist jetzt erledigt. Aber nein, jetzt kommt die Nachsorge-Show mit 3-Jahres-Checkups. Ich fühle mich wie ein Laborrat, der immer wieder in den Käfig gesteckt wird. Und die Ärzte reden so, als wär’s ein kleiner Pickel. Es ist nicht nur ein Polyp, es ist ein ständiger Begleiter, der dich daran erinnert: Du bist nicht mehr gesund, du bist nur noch beobachtet.
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    Alexander Monk

    November 24, 2025 AT 12:31
    Deutschland hat die beste Medizin der Welt – wenn man genug Geld hat. Sonst kriegt man den Standard: Warten, bis es wehtut. Die KI-Systeme? Die haben nur die Kliniken, die sich das leisten können. Der Rest? Klappe auf, raus mit dem Darm, und hoffen, dass der Arzt nicht gerade Mittagsschlaf macht. Das ist keine Gesundheitsversorgung. Das ist eine Lotterie.
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    Timo Kasper

    November 25, 2025 AT 17:56
    Vielen Dank für diesen klaren, gut strukturierten Beitrag. Als Arzt im Allgemeinmedizinischen Bereich sehe ich täglich, wie viel Angst und Unwissenheit hier herrscht. Es ist wunderbar, dass solche Informationen endlich so verständlich aufbereitet werden. Ich empfehle diesen Text allen meinen Patienten – und auch meinen Kollegen. Bleiben Sie dran, das ist wichtige Arbeit.
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    Sonja Villar

    November 26, 2025 AT 12:36
    ich hab das gelesen und dachte mir: wow das is ja echt kompliziert aber dann hab ich es meiner mutter gezeigt die is 68 und hat immer gesagt sie will nicht zur spiegelung und jetzt hat sie gesagt: ich machs. weil sie endlich verstanden hat dass das nicht nur ne untersuchung is sondern ne chance. danke dafür!
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    Greta Weishaupt

    November 27, 2025 AT 17:44
    Fehler im Text: "Sessile serrate adenomas/polyps (SSA/Ps)" – korrekt wäre "Sessile serrated adenomas/polyps" (ohne "e" in "serrated"). Zudem: "CIMP-Phänomen" ist keine etablierte Abkürzung im deutschsprachigen Raum; besser "CpG-Insel-Methylierungsphänomen". Grammatik ist kein Luxus, sondern Grundlage verständlicher Medizin.

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