Paget-Krankheit und ihr Einfluss auf das Frakturrisiko - Was Patienten wissen müssen

Paget-Krankheit und ihr Einfluss auf das Frakturrisiko - Was Patienten wissen müssen
Henriette Vogelsang 21 Oktober 2025 1 Kommentare

Frakturrisiko-Rechner für Paget-Krankheit

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Im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung: Ihr Risiko ist ... mal höher.

Viele Menschen verbinden Paget-Krankheit vor allem mit ungewöhnlich großen Knochen, doch die eigentliche Gefahr liegt im erhöhten Frakturrisiko. Dieser Artikel erklärt, wie die krankhafte Umgestaltung des Knochens das Risiko für Knochenbrüche steigert, welche Faktoren das Risiko zusätzlich beeinflussen und was Sie tun können, um sich zu schützen.

Wesentliche Erkenntnisse

  • Paget-Krankheit verändert den Knochenumbau und führt zu schwächeren Knochen, die leichter brechen.
  • Das Frakturrisiko steigt besonders bei Patienten über 60 Jahren und bei betroffenen Wirbelkörpern, Beckenknochen und Schlüsselbeinen.
  • Gleichzeitige Osteoporose erhöht das Risiko signifikant.
  • Bisphosphonate sind die wirksamste medikamentöse Therapie, um Knochenumbau zu normalisieren und Frakturen vorzubeugen.
  • Regelmäßige Knochendichtemessungen (DXA-Scan) ermöglichen frühe Risikoerkennung.

Was ist die Paget-Krankheit?

Paget-Krankheit ist eine chronische Stoffwechselstörung des Knochens, bei der die Regulation von Osteoklasten und Osteoblasten gestört ist. Normalerweise bauen Osteoklasten altes Knochengewebe ab, während Osteoblasten neues, starkes Knochengewebe erzeugen. Bei Paget verschieben sich diese Prozesse: Der Abbau wird stark beschleunigt, anschließend folgt ein übersteigerter Aufbau, der jedoch von schlechter Qualität ist.

Die Folge sind vergrößerte, missformte Knochen, die zwar dichter erscheinen, aber weniger elastisch und widerstandsfähig sind. Typische Betroffenheiten sind die Wirbelsäule, das Becken, die Schädelbasis und die langen Röhrenknochen.

Wie beeinflusst die Paget-Krankheit das Frakturrisiko?

Durch den gestörten Knochenumbau entstehen zwei Hauptprobleme, die das Frakturrisiko erhöhen:

  1. Reduzierte Knochenqualität: Der neu gebildete Knochen ist strukturell schwächer, weil die Kollagenfaseranordnung unregelmäßig ist. Trotz höherer Knochendichte (gemessen z. B. per DXA-Scan) ist die eigentliche Festigkeit reduziert.
  2. Veränderte Belastungsmechanik: Vergrößerte Knochen verändern die Hebelwirkung im Gelenk. Besonders die Wirbelsäule wird durch die vergrößerten Wirbelkörper überlastet, was zu Kompressionsfrakturen führen kann.

Studien aus dem Jahr 2023 zeigen, dass Patienten mit Paget ein um das 2‑ bis 3‑fache erhöhtes Risiko für Frakturen im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung haben. Das Risiko ist am höchsten bei Menschen über 60 Jahren, da gleichzeitig altersbedingter Knochenabbau hinzukommt.

Doctor nutzt holographischen DXA‑Scan, zeigt vergrößerte Knochen mit leuchtenden Zellen.

Risikofaktoren und Begleiterkrankungen

Zusätzliche Faktoren können das Frakturrisiko weiter anheben:

  • Osteoporose - niedrige Knochendichte verstärkt die Schwäche der bereits abnormalen Knochen.
  • Chronischer Vitamin‑D‑Mangel - vermindert die Kalziumaufnahme und schwächt die Knochenmatrix.
  • Langzeitige Kortikosteroid‑Therapie - fördert Knochenabbau und reduziert die Regenerationskapazität.
  • Rauchen und übermäßiger Alkoholkonsum - beeinträchtigen die Durchblutung und die Knochenheilung.
  • Genetische Prädisposition - bestimmte Mutationen im SQSTM1‑Gen erhöhen das Erkrankungsrisiko.

Diagnostik und Messgrößen

Eine frühzeitige Diagnose ist entscheidend, um das Frakturrisiko zu senken. Zu den wichtigsten Untersuchungen gehören:

  • DXA-Scan (Dual‑Energy‑X‑Ray‑Absorptiometrie) - misst die Knochendichte (g/cm²) und liefert T‑Scores, die Aufschluss über Osteoporose geben.
  • Röntgen‑ und CT‑Aufnahmen - visualisieren die typische "Mosaik‑Vergrößerung" und Deformation der betroffenen Knochen.
  • Bluttests - erhöhte alkalische Phosphatase (ALP) ist ein sensitiver Marker für erhöhten Knochenumbau.
  • Biopsie (selten) - bestätigt die histologische Struktur des krankhaften Knochens.

Bei der Bewertung des Frakturrisikos kombinieren Ärzte die ALP‑Werte, die DXA‑Ergebnisse und die Bildgebung, um ein individuelles Risiko‑Profil zu erstellen.

Therapie und Risikoreduktion

Der Hauptansatz zur Senkung des Frakturrisikos besteht darin, den gestörten Knochenumbau zu normalisieren. Hier kommen vor allem Bisphosphonate zum Einsatz:

  • Alendronat (wöchentlich oral) - reduziert Osteoklastenaktivität und senkt ALP.
  • Zoledronsäure (jährlich intravenös) - besonders effektiv bei stark ausgeprägten Fällen.
  • Ruhigstellung und physiotherapeutische Übungen - stärken die Muskulatur, verbessern die Belastungsverteilung und reduzieren Sturzrisiko.
  • Supplementierung mit Vitamin D und Calcium - unterstützt die Mineralisation des neuen Knochens.

Langzeitstudien zeigen, dass Patienten nach einer Bisphosphonat‑Therapie ein um bis zu 50 % reduziertes Risiko für klinisch relevante Frakturen haben. Wichtig ist jedoch, die Therapie regelmäßig zu überwachen, weil übermäßige Hemmung des Knochenumbaus zu seltenen Nebenwirkungen (z. B. Kiefernekrose) führen kann.

Patient steht heroisch auf stabilem Knochen, hält leuchtende Bisphosphonat‑Flasche.

Vergleich: Paget‑Krankheit vs. Osteoporose - Frakturrisiko im Überblick

Frakturrisiko im Vergleich von Paget‑Krankheit und Osteoporose
Merkmal Paget‑Krankheit Osteoporose
Durchschnittliches Frakturrisiko (pro 1.000 Patienten‑Jahre) 20‑30 8‑12
Häufigste Frakturlokalisation Wirbelkörper, Becken, Schlüsselbein Femur, Wirbelsäule, Handgelenk
Betroffene Altersgruppe 50‑80 Jahre (Mittelwert 65) 60‑85 Jahre
Typische Therapie Bisphosphonate, Calcium/D‑Vitamin Bisphosphonate, Hormonersatz, körperliche Aktivität

Praktische Checkliste für Betroffene

  • Regelmäßige Blutuntersuchungen: ALP‑Wert kontrollieren alle 6‑12 Monate.
  • Knochendichtemessung (DXA) mindestens alle 2‑3 Jahre.
  • Falls Sie bereits Osteoporose haben, prüfen Sie die Kombination von Bisphosphonaten mit Osteoporose‑Medikamenten.
  • Vitamin‑D‑Spiegel ≥30 ng/ml anstreben; ggf. Supplement einnehmen.
  • Sturzprävention: Kräftigungsübungen, rutschfeste Schuhe, Haus‑Check.
  • Begleitende Risikofaktoren (Rauchen, Alkohol, Kortikosteroide) reduzieren.

Häufig gestellte Fragen

Wie wird die Paget‑Krankheit diagnostiziert?

Die Diagnose basiert auf einer Kombination aus erhöhten alkalischen Phosphatase‑Werten, bildgebenden Verfahren (Röntgen, CT) und, falls nötig, einer Knochenbiopsie. Ein DXA‑Scan hilft, die Knochendichte zu beurteilen und gleichzeitige Osteoporose zu erkennen.

Erhöhen Bisphosphonate das Risiko für Knochenschäden?

Bei richtiger Anwendung senken Bisphosphonate das Frakturrisiko deutlich. Seltene Nebenwirkungen wie Kiefernekrose treten meist nur bei sehr langen Therapien ohne Pause auf. Deshalb empfehlen Ärzte regelmäßige Kontrolluntersuchungen und ggf. Therapiepausen.

Kann man das Frakturrisiko ohne Medikamente senken?

Ja. Maßnahmen wie Vitamin‑D‑ und Calcium‑Supplementierung, gezielte Kraft‑ und Gleichgewichtsübungen, Sturzprophylaxe zu Hause und das Meiden von Risikofaktoren (Rauchen, Alkohol) reduzieren das Risiko erheblich. Dennoch bleibt die medikamentöse Therapie bei fortgeschrittener Paget‑Krankheit die wirksamste Option.

Wie häufig brechen Patienten mit Paget‑Krankheit?

Studien zeigen, dass etwa 10‑15 % der Betroffenen im Laufe ihrer Erkrankung mindestens eine klinisch relevante Fraktur erleiden. Das Risiko steigt mit Alter, Begleiterkrankungen und fehlender Therapie.

Gibt es einen Unterschied im Risiko zwischen Männern und Frauen?

Männer sind häufiger betroffen (Verhältnis ca. 1,5 : 1), aber das Frakturrisiko ist bei beiden Geschlechtern ähnlich, sobald die Krankheit fortgeschritten ist. Hormone können bei Frauen zusätzlich das Osteoporose‑Risiko erhöhen.

Ein gutes Verständnis der Erkrankung, frühzeitige Diagnostik und konsequente Therapie sind die Schlüssel, um das Frakturrisiko bei Paget‑Krankheit zu minimieren. Sprechen Sie mit Ihrem Arzt über individuelle Risikoprofile und passen Sie Lebensstil und Medikation gezielt an.

1 Kommentare

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    Hanne Methling

    Oktober 21, 2025 AT 00:47

    Vielen Dank für diesen tiefgehenden Überblick, er gibt wirklich viel Klarheit über die komplexen Zusammenhänge der Paget-Krankheit. Es ist wichtig zu verstehen, dass das erhöhte Frakturrisiko nicht nur durch die veränderte Knochenstruktur entsteht, sondern auch durch begleitende Faktoren wie Osteoporose und Vitamin‑D‑Mangel. Deshalb sollte jeder Betroffene regelmäßig seine Blutwerte, insbesondere die alkalische Phosphatase, kontrollieren lassen. Zusätzlich empfehle ich, dass die DXA‑Scans nicht nur einmalig, sondern in definierten Intervallen wiederholt werden, um Veränderungen frühzeitig zu erkennen. Die Therapie mit Bisphosphonaten hat sich in Studien als besonders wirksam erwiesen, jedoch muss sie von einem erfahrenen Facharzt überwacht werden, um Nebenwirkungen zu minimieren. Zu den Nebenwirkungen zählen seltene Komplikationen wie Kiefernekrose, die meist bei überlanger, ununterbrochener Anwendung auftreten. Deshalb sind Therapiepausen und regelmäßige zahnärztliche Kontrollen sinnvoll. Neben der medikamentösen Behandlung kann man das Risiko durch gezielte Kraft‑ und Gleichgewichtstrainings reduzieren, denn starke Muskulatur entlastet die belasteten Knochenbereiche. Auch das Vermeiden von Risikofaktoren wie Rauchen und exzessivem Alkoholkonsum spielt eine entscheidende Rolle. Wenn Sie zusätzlich an Osteoporose leiden, sollten die Therapieansätze kombiniert werden, etwa durch Calcium‑ und Vitamin‑D‑Supplemente. Es ist zudem hilfreich, die eigenen Lebensgewohnheiten zu analysieren und gegebenenfalls zu optimieren, etwa durch eine ausgewogene Ernährung und regelmäßige Bewegung. Die genetische Prädisposition, zum Beispiel durch Mutationen im SQSTM1‑Gen, lässt sich nicht ändern, aber das Bewusstsein darüber kann die Motivation zur konsequenten Therapie steigern. Abschließend möchte ich betonen, dass ein interdisziplinäres Team aus Orthopäden, Endokrinologen und Physiotherapeuten am besten geeignet ist, ein individuell angepasstes Risiko‑Profil zu erstellen und die bestmögliche Behandlung zu gewährleisten. Wer sich informiert und proaktiv handelt, kann das Frakturrisiko deutlich senken und die Lebensqualität erhalten.

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